Schuldenschnitt: Athen warnt vor neuen Finanzlöchern

Die griechische Regierung fürchtet neue Finanzlöcher, falls sich die Investoren nicht wie erhofft am geplanten Schuldenschnitt beteiligen.
von  dpa

Die griechische Regierung fürchtet neue Finanzlöcher, falls sich die Investoren nicht wie erhofft am geplanten Schuldenschnitt beteiligen. "Dies könnte der Fall sein, wenn nicht 100 Prozent der Halter griechischer Staatsanleihen am Schuldenschnitt teilnehmen".

Athen - Das sagte der Vizefinanzminister Filippos Sachinidis im griechischen Radio. "Dann wird eine zusätzliche Unterstützung von den Partnern (im Euroland) nötig sein". Auf den 50-prozentigen Schuldenschnitt hatte sich Griechenland mit den Staats- und Regierungschefs der EU und den Gläubigern im Herbst im Grundsatz verständigt. Seitdem wird um die Details gerungen. Am Donnerstag traf der Chef des Internationalen Bankenverbandes (IIF), Charles Dallara, in Athen mit dem griechischen Regierungschef Lucas Papademos und Finanzminister Evangelos Venizelos zusammen. Erklärungen gab es anschließend nicht.

In Bankenkreisen heißt es, die Verhandlungen kämen nur schleppend voran. Das widerspricht offiziellen Beteuerungen: Nach Angaben der Regierung in Athen verlaufen die Verhandlungen positiv. Die Gespräche werden fortgesetzt, hieß es aus Kreisen des Finanzministeriums. Am Vortag hatte Venizelos gesagt: "Die Verhandlungen sind auf gutem Wege." Auch enge Mitarbeiter des griechischen Ministerpräsidenten Lucas Papademos sagten der dpa, die Verhandlungen verliefen gut. Wann mit einem Abschluss zu rechnen sei, wollten sie aber nicht sagen.

Athen steht unter großem Zeitdruck: Anfang kommender Woche werden auch die Experten der EU, des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Europäischen Zentralbank (EZB) in Athen erwartet. Von ihrem Urteil hängt unter anderem die Auszahlung weiterer Hilfskredite ab. Die so genannte Troika wird nach Angaben eines Sprechers von EU-Währungskommissar Olli Rehn voraussichtlich vom kommenden Dienstag an die Staatsfinanzen unter die Lupe nehmen. Die internationalen Geldgeber erwarten, dass Athen ihnen dann ein klares Bild der Finanzlage geben kann.

Die Umschuldung gilt als entscheidender Baustein für das zweite, 130 Milliarden Euro schwere Hilfsprogramm für Griechenland. Der Schnitt würde im angepeilten Ausmaß die griechische Schuldenlast um rund 100 Milliarden Euro erleichtern.

Die griechische Presse berichtet seit Tagen, dass zwar die meisten Banken den Schuldenschnitt in Höhe von 50 Prozent akzeptieren. Es gebe aber viele Hedge-Fonds, die griechische Anleihen hätten und entweder auf die volle Auszahlung der griechischen Schulden oder auch auf Ausfallversicherungen setzten und sich weigerten, am Schuldenschnitt teilzunehmen. "Spekulanten untergraben das Abkommen", titelte am Donnerstag die Athener Zeitung "Ta Nea". Das zweite Hilfspaket für Griechenland könnte teurer werden, hieß es. Die konservative Athener Zeitung "Kathimerini" berichtete, es gebe einen regelrechten "Krieg" von Gerüchten, die Spekulanten in die Welt setzten, um zu profitieren.

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