Schulden streichen!
Auch Banken sollten sich am Rettungsschirm beteiligen. Vize-Chefredakteur Georg Thanscheidt zu den Verhandlungen über die Finanzkrise.
Die Gefahr, dass die europäische Währungsunion auseinander bricht und D-Mark, Drachme oder Franc eine Renaissance erleben, ist verschwindend gering. Und das ist gut so – vor allem für Deutschland. Das Festhalten am Euro hat allerdings seinen Preis: Sollten außer Griechenland und Irland auch Portugal und Spanien unter den Rettungsschirm schlüpfen, werden die bereit gestellten 750 Milliarden Euro nicht reichen, um deren Kreditbedarf zu decken. Er könnte dann doppelt so groß werden.
Noch mehr Geld bereit zu stellen, reicht nicht. Das ist lediglich eine Sofortmaßnahme, um die Märkte zu beruhigen. Und es reicht auch nicht, dass in Griechenland und Irland Sparpakete verabschiedet werden. Nein - zu einem langfristig angelegten Krisenmechanismus gehört vor allem eins: eine Umschuldung.
Die Veränderung der Kredit-Konditionen oder gar ein Schuldenerlass sind weniger anrüchig als es auf den ersten Blick erscheint: Seit mehr als 50 Jahren sind solche Vereinbarungen gängige Praxis – 85 Länder haben so bereits ihre Handlungsfähigkeit wiedererlangt. Auch private Gläubiger – also Banken – sollten Forderungen stunden oder streichen.
Bisher wurde ein solches Vorgehen im sogenannten Pariser Club (für staatliche Gläubiger) oder im Londoner Club (für private Gläubiger) koordiniert. Für Staatsanleihen existiert kein solches Gremium – nun könnte die EU auf Vorschlag von Bundeskanzlerin Angela Merkel ein solches schaffen. „Berliner Club“ wäre dafür wohl ein passender Name.
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