Schonfrist für die Spritfresser
Der Plan Deutschlands und Frankreichs zu den CO2-Werten bei Pkw ärgert Umweltschützer. Das Ganze sei eine Schonfrist für die Hersteller von „Spritfressern“, schimpfte der Bund Naturschutz. Die Grünen warfen Bundeskanzlerin Angela Merkel einen Kniefall vor der Autoindustrie vor.
BRÜSSEL/BERLIN Von der Autoindustrie kam spontaner Beifall – wenn auch verhalten. „Der Vorschlag ist besser als der der EU-Kommission, aber nicht ideal“, meinte Matthias Wissmann. Rundweg anfreunden wollte sich der Chef des deutschen Automobilverbandes VDA nicht mit dem, was Bundeskanzlerin Angela Merkel und Nicolas Sarkozy beim CO2-Ausstoß für Pkw ausgekartelt hatten.
Schließlich: Reduzieren müssen die deutschen Hersteller die Kohlendioxid-Werte ihrer Flotte immer noch. Geht es allerdings nach der deutschen Regierungschefin und ihrem französischen Amtskollegen, dann haben sie dafür künftig eine ganze Menge mehr Zeit als bisher vorgesehen.
Öko-Fleißbildchen für die Autoindustrie
Merkel und Sarkozy wollen zwar den Abgas-Ausstoß bei Neuwagen auf durchschnittlich 120 Gramm pro Kilometer begrenzen. Allerdings soll das ab 2012 nicht gleich für die gesamte Flotte im Durchschnitt gelten, wie es die EU-Kommission vorgesehen hat . Die Hersteller sollen saubere Fahrzeuge vielmehr erst nach und nach bis 2015 einführen dürfen – ohne sofort bestraft zu werden. Außerdem sollen sich die Autofirmen Öko-Innovationen anrechnen lassen können, die nichts mit der Motortechnik zu tun haben. Für stromsparende Klimaanlagen etwa gibt’s dann einen CO2-Bonus.
Von Umweltverbänden hagelte es für diese Vorschläge harsche Kritik. Das Ganze sei eine Schonfrist für die Hersteller von „Spritfressern“, schimpfte der Bund Naturschutz. Auch die Grünen warfen Bundeskanzlerin Angela Merkel einen Kniefall vor der Autoindustrie vor. Beim alternativen Verkehrsclub Deutschland (VCD) hieß es: Die Vorschläge seien eine „Vollbremsung“ für den Klimaschutz. „Damit erreichen wir bis 2015 so gut wie keine Verbesserung beim CO2-Ausstoß“, so VCD-Sprecher Daniel Kluge zur AZ.
Tatsächlich käme Merkels Plan vor allem deutschen Herstellern zugute. Sie liegen bei den CO2-Werten im Schnitt deutlich über dem, was die EU ab 2012 vorschlägt. Ob der deutsch-französische Plan jedoch in Brüssel durchkommt, ist offen. „Da reden Ministerrat und EU-Parlament ein Wörtchen mit“, meint VCD-Sprecher Kluge. Die EU-Kommission nannte den Vorschlag „eine wichtige Erklärung“. Die Diskussion über CO2-Grenzwerte sei damit aber nicht beendet.
aja