Schönwetter-Rente
Die Rente ist genauso „krisenfest“, wie sie früher „sicher“ war: Anja Timmermann, Redakteure der AZ, über die Rentenprognose der Bundesregierung
Haben wir wieder ein neues Wort gelernt: Früher wurde verkündet, die Renten seien „sischä“, heute sagt die Regierung die Renten seien „krisenfest“. Das eine dürfte so realistisch sein wie das andere. Zwar ist Panik fehl am Platz, denn das gute alte deutsche Rentensystem arbeitet nicht mit windigen Derivaten, sondern mit den Monat für Monat brav eingezahlten reellen Beiträgen von Arbeitnehmern und Arbeitgebern. Aber natürlich kann es sich von Krisen nicht abkoppeln, wie „krisenfest“ vielleicht suggerieren möchte, oder so tun, als ob es sie nicht gäbe.
Die Regierung geht in ihrer Prognose davon aus, dass die Renten künftig jährlich um 1,9 Prozent steigen und dass es nie mehr Arbeitslose gibt als 3,3 Millionen. Milde ausgedrückt ist das reichlich „optimistisch“. Und selbst in dieser Schönwetter- Prognose bleiben die Rentenerhöhungen noch hinter denen der Löhne (und mutmaßlich der Preise) zurück.
Wenn man es weniger, sagen wir, „optimistisch“ betrachten will: Ja, die Renten werden uns als Grundstock erhalten bleiben. Auskommen wird man damit aber immer weniger. Das war ohnehin klar wegen der alternden Gesellschaft, das verschärft sich durch die Krise.
Ein Gegensteuern durch möglichst üppige Erhöhungen fällt leider aus, weil jeder Cent, den die Rentner mehr bekommen, den Arbeitnehmern wieder fehlt. Und weil es bei denen später noch enger wird, müssten sie eigentlich jeden Cent sparen. Denn auf eine Vollversorgung durch die Rentenkasse kann man sich schon lang nicht mehr verlassen. Egal, mit welchen Worten es beteuert wird.
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