Schnüffel-Orgie

Wie geht das Unternehmen da wohl mit Kundendaten um? AZ-Wirtschaftsredakteurin Susanne Stephan über die Bespitzelungsaffäre bei der Telekom.
von  Abendzeitung

Wie geht das Unternehmen da wohl mit Kundendaten um? AZ-Wirtschaftsredakteurin Susanne Stephan über die Bespitzelungsaffäre bei der Telekom.

Bei einer Schnüffel-Orgie wie bei der Telekom fehlen einem alle Worte. Wie verantwortungsvoll geht der Konzern eigentlich mit den Daten seiner Kunden um, wenn sich die Sicherheitsabteilung dermaßen ungeniert über die Gespräche von Führungskräften und Journalisten informiert hat?

Viele Bürger, denen die seit Januar vorgeschriebene Vorratsdatenspeicherung der Telefonfirmen Angst macht, dürften sich in ihren schlimmsten Befürchtungen bestätigt sehen. Höchst offiziell verlangt unser Staat, dass sämtliche Daten der Telefon- Kunden für sechs Monate festgehalten werden – vor diesem Hintergrund ist der Schritt zum Daten-Missbrauch offensichtlich nicht wirklich weit.

Zwar liegt die vermeintliche Telekom- Schnüffelei schon zwei bis drei Jahre zurück. Doch dürfte der schleichende Gesinnungswandel in der Politik, der der aktuellen Gesetzeslage beim Datenschutz vorangegangen ist, der Informations- Gier des Konzerns Vorschub geleistet haben. Dazu kommt der immer zwanghaftere Umgang deutscher Großunternehmen mit der Öffentlichkeit. Ganze Hundertschaften von Kommunikationsbeauftragten und Pressesprechern feilen mittlerweile am Bild des jeweiligen Konzerns in den Medien. Das Bemühen, möglichst jedes noch so kleine Detail in der Berichterstattung übers Unternehmen zu kontrollieren, nimmt geradezu hysterische Züge an.

Das ist albern, und es verleitet in letzter Konsequenz die Manager zur Überzeugung, im Namen der Imagepflege dürften sie sich alles erlauben.

Susanne Stephan

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