Schmutzige Praxis
Preisknüller sollen tunlichst in den Regalen bleiben - Susanne Stephan, AZ-Wirtschaftsredakteurin, zu den Ermittlungen gegen BSH.
Was haben wir nicht alles an Wehklagen über die verwöhnten deutschen Verbraucher gehört: Dass sie sich am eigenen Geiz aufgeilen, unverschämt auf ihre Verbraucher-Rechte pochen, dass sie sich die kompetente Beratung im Fachgeschäft nichts kosten lassen wollen.
Irgendwie stimmt das alles wahrscheinlich sogar – nur dass die Knickrigkeit der Kunden von der Unverschämtheit vieler Einzelhandels-Unternehmen und Hersteller bei Weitem übertroffen wird. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen Bosch Siemens Hausgeräte werfen ein Licht auf die schmutzige Provisions-Praxis im Einzelhandel.
Dort setzen Händler mit Unterstützung der Hersteller die Verkäufer unter Druck: Nur bestimmte Produkte sollen verkauft werden; Preisknüller, mit denen der Handel so gerne wirbt, haben tunlichst in den Regalen zu bleiben. Das ist schlicht unseriös. Sich als neutraler Berater des Verbrauchers zu geben und gleichzeitig die eigenen Verkäufer auf bestimmte Produkte einzuschwören, passt einfach nicht zusammen
Den Beschäftigten kann dabei kein Vorwurf gemacht werden. Viele von ihnen verdienen brutto nur einen Micker-Lohn. Sie müssen deshalb alles daran setzen, Waren zu verkaufen, die Provisionen bringen, ob es nun dem Kunden nützt oder nicht. Handel und Hersteller könnten aber ehrlicher auftreten: Indem sie ihre Kunden darüber aufklären, welche Produkte den Verkäufern dicke Boni bringen und welche nicht. Von den Banken wird dies mittlerweile verlangt. Warum eigentlich nicht auch vom Einzelhandel?
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