Schmiergeld-Affäre: Ex-Siemensianer packt aus
MÜNCHEN - Michael Christoforakos, der Ex-Chef von Siemens Griechenland, soll Parteien geschmiert haben. Der Staatsanwalt ermittelt
Schmiergeldzahlungen? Iwo. Allenfalls „Landschaftspflege zur Verbesserung wichtiger Kontakte“ habe sein Mandant betrieben, sagt der Anwalt von Ex-Siemens-Griechenland-Chef Michael Christoforakos. Der frühere Manager war Mitte Mai aus Griechenland geflohen und wurde vor zwei Wochen in Rosenheim gefasst. Jetzt ermittelt neben der griechischen auch die Münchner Staatsanwaltschaft gegen ihn.
Christoforakos hatte Siemens Griechenland von 1996 bis 2007 geleitet. Der 54-Jährige plaudert mittlerweile über die Bestechungspraktiken seines früheren Arbeitgebers in Griechenland, berichtet die „SZ“. Wie es heißt, hat der gebürtige Grieche mit griechischem und deutschem Pass unter anderem Zahlungen an die beiden großen Parteien in Griechenland zugegeben, an die sozialistische Pasok und die konservative Nea Dimokratia. Das Wohlwollen griechischer Entscheidungsträger war für Siemens immens wichtig, weil der Konzern vor den Olympischen Spielen 2004 in Athen einen 500-Millionen-Rahmenvertrag mit der griechischen Telefongesellschaft OTE ergattern wollte.
Lebenslange Haftstrafe?
Christoforakos’ Anwälte sehen ihren Mandanten allerdings nicht als Urheber eines Bestechungssystems in Griechenland. Sie setzen alles daran, eine schnelle Verurteilung in Deutschland zu erreichen. Möglich wären eine Bewährungsstrafe, gekoppelt mit einer Geldauflage. Mit der Verurteilung hätte Christoforakos vermieden, dass er in Athen vor Gericht gestellt wird. Dort würde ihm eine lebenslange Haftstrafe drohen.
Entsprechend düster fällt die Einschätzung seiner Anwälte zu einer etwaigen Auslieferung Christoforakos’ aus: In Griechenland sei sein Leben bedroht, warnen sie. Schließlich müssten ranghohe Politiker um ihren ehrbaren Namen fürchten, sollte der Ex-Manager erst einmal richtig auspacken. Das Münchner Oberlandesgericht glaubt aber nicht so recht an das Horrorszenario: Am Mittwoch teilte es mit, Christoforakos komme in Auslieferungshaft.
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