Schlechte Show
Immer eine Spur zu überdreht, zu HBMännchenmäßig - Anja Timmermann, AZ-Politikredakteurin, über Guido Westerwelle.
Spannend wäre, was Westerwelle tatsächlich denkt. Nimmt er wahr, wie verheerend sein Erscheinungsbild ist? Nimmt er es ernst oder ist es ihm egal? Ist er ernsthaft von sich und seiner Strategie überzeugt? Oder hält er sich nur verzweifelt an seinem falschen Drehbuch fest, weil er kein anderes hat?
„Drehbuch“ ist auf jeden Fall ein Schlüsselwort: Man hat den Eindruck, es ist immer eine Rolle, die Westerwelle vorträgt. Immer gespielt, nie echt. Alles bei ihm ist Inszenierung: der Sperenzchen-Kampfspaß- Politiker (wegen mangelnden Erfolges abgesetzt).
Der bedächtig nickende Außenministers-Lehrling (nur kurzes Gastspiel, weil zu sehr gegen den Charakter besetzt). Der tapfere „Tabu“-Brecher (mit großem Getrommel in Szene gesetzt, um von den Hoteliers- Peinlichkeiten abzulenken). Und alles ist eine Spur zu überdreht, zu HB-Männchen-mäßig. Das neue Argument, dass Kritik an ihm die Demokratie beschädigen könnte, ist nur noch grotesk.
Welche Rolle auch immer Westerwelle zu spielen glaubt: Er wirkt wie ein dreister und sturer Klientel- Beglücker, der den Staat für einen Selbstbedienungsladen hält. Verantwortung fürs Gemeinwohl ist in seinen Augen etwas für Schwächlinge.
- Themen:
- Guido Westerwelle