Schlecht gemacht

"Wenn schon diplomatisch, dann bitte auf professionellem Niveau": Frank Müller über das politische Gezerre um den Besuch des Dalai Lama.
von  Abendzeitung
Frank Müller, Ressortleiter AZ-Aktuell
Frank Müller, Ressortleiter AZ-Aktuell © Martha Schlüter

"Wenn schon diplomatisch, dann bitte auf professionellem Niveau": Frank Müller über das politische Gezerre um den Besuch des Dalai Lama.

Gut gedacht ist nicht unbedingt gut gemacht – das ist das Credo aller Diplomaten und Außenpolitiker, die so oft erklären müssen, warum es manchmal mehr bringt, mit dem diktatorischen Schuft in einem Hinterzimmer zu reden als mit dem Liebling der Massen vor der versammelten Weltpresse. Und diese Haltung ist ja nicht schon deswegen falsch, weil man durch sie Gefahr läuft, sich auch einmal die Finger schmutzig zu machen. Daher kann es durchaus auch in Ordnung sein, sich einmal nicht mit dem Dalai Lama zu treffen. So weit, so gut.

Wenn man sich aber dann auf dieses glatte diplomatische Parkett begibt, dann bitte auf professionellem Niveau und mit Anstand. Der lächerliche Zirkus, den die SPD nun wochenlang im Vorfeld des Dalai-Lama-Besuchs aufgeführt hat, als ob der Leibhaftige vor der Tür stünde, hat am Ende nur Beschädigte hinterlassen: Den Außenminister, der wie ein Feigling dasteht, weil er sich nicht zu einer umstrittenen Person traut. Die Entwicklungshilfeministerin, die sich von den hinteren Rängen anhören muss, welche Termine sie dienstlich und welche sie privat wahrnehmen darf. Und den Dalai Lama, der in einer unerträglichen Art wie ein Aussätziger behandelt wird.

Nur einem hat das Drama nicht weiter geschadet: SPD-Chef Kurt Beck, dem es gefiel, die ganze Sache einen „Scheiß“ zu nennen. Von ihm wusste man schon vorher, dass es am Ende peinlich wird.

Der Autor ist stellvertretender Chefredakteur der Abendzeitung.

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