Schlag ins Gesicht
Der ums Image besorgte Bischof sucht die Schuld bei anderen - Tina Angerer, AZ-Redakteurin, über Bischof Müllers Attacke auf die Medien.
Man mag über den Hirtenbrief von Papst Benedikt denken, was man will: Vielleicht hätte er etwas über Deutschland sagen müssen, vielleicht hätte er die Verantwortung der Kirchen-Oberen in Irland mehr anprangern müssen. Aber das Kirchenoberhaupt hat begriffen, dass die Institution durch eigene Schuld schwer beschädigt wurde, dass die Täter und besonders die, die sie schützten, die Ursache sind für die schwere Krise dieser Kirche. Der Regensburger Bischof Müller hat das offenbar nicht.
Es ist nun wirklich an der Zeit, dass auch jeder katholische Würdenträger verinnerlicht hat, dass Nazi-Vergleiche immer schlechte Vergleiche sind – allein dafür müsste ein Politiker schon gehen.
Aber abgesehen davon: Nicht in erster Linie die Medien sind es, die die Kirche anprangern. Es sind die Opfer, die endlich sprechen – und die endlich das Gehör finden, das ihnen innerhalb der Kirche jahrzehntelang verwehrt geblieben ist. Für sie und ihre Familien muss es unerträglich sein, dass ein Mann mit einem so hohen Amt wie Bischof Müller in erster Linie an das Image seines eigenen Ladens denkt, immer auf der Suche nach anderen Schuldigen.
Müller boykottiert mit seinen Äußerungen die Versuche des Papstes, zu retten, was zu retten ist. Und er ist ein Schlag ins Gesicht für alle Katholiken, die sich weiterhin in dieser Kirche engagieren, die Aufklärung wollen und Vertrauen wiedergewinnen möchten. Wer solches Personal hat, braucht keine Medienkampagne gegen sich: Am allermeisten schadet der katholischen Kirche einer wie Bischof Müller.
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