Schiefer Test von Pisa
Sind Sachsen jetzt klüger als Bayern? Ein absurder Wettbewerb: Frank Müller, Redakteure der AZ, über den neuesten Bildungstest
Wenn dem Fernsehen nichts einfällt, sendet es Einschlafhilfen wie die 100 peinlichsten Promis oder die 20 tollsten Liebeslieder.Wenn der Politik nichts einfällt, bringen die Kultusminister die 16 deutschen Länder in eine Bildungshitparade unter dem Titel Pisa. So wichtig es für uns Bayern ist, vorne zu sein, so absurd ist inzwischen die ganze Veranstaltung.
Denn Bildung ist mehr als die Abfragerei von Sachwissen. Doch die mit einem minutiösen Punktesystem versehene Rangliste tut so, als ob es um eine Bundesligatabelle ginge: Sachsen vor Bayern? Die holen wir ein! Bremen hinten? Die Flaschen sollen gucken, dass sie nicht absteigen!
Entsprechend großkotzig geben sich nun die Spitzenvertreter der Kultusbürokratien und verweisen stolz auf ihre Erfolgsmodelle. Ausgetragen wird dieser Wettbewerb auf dem Rücken der Kinder. Die nämlich sind keine Angestellten, deren höhere Aufgabe darin besteht, den Ruhm des vorgesetzten Herrn Ministers zu mehren. Sie sind unser Nachwuchs, der ein Recht hat auf professionelle, kindgerechte und liebevolle Förderung. Und auf Chancengleichheit.
Dass es mit dieser gerade in Bayern nicht zum besten steht, ist seit Jahren bekannt. In keinem anderen Bundesland gehen so viele Kinder auf die Hauptschule. Und, auch wenn es Fortschritte gibt: Noch immer bestimmt die soziale Herkunft viel zu stark, auf welcher Schule man später landet. Wie der neue Kultusminister Ludwig Spaenle da zu dem Schluss kommt, das dreigliedrige Schulsystem habe sich bewährt, bleibt sein Geheimnis.
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