Schaler Etappensieg
Matthias Maus, Chefreporter der AZ, über das Ende des Kriegs im Irak. Obama hat eine Etappe gewonnen, mehr nicht.
Es war ein starkes Bild. Der Präsident präsentierte sich als Macher, als Sieger im Irak. „Mission erfüllt“ stand hinter ihm. Es ist eines der Bilder, das die Realitätsblindheit von George W. Bush so wunderbar illustrierte. Und heute, sieben Jahre später, verkündet sein Nachfolger wieder das Ende des Kriegs. Hat Barack Obama den klareren Blick, mehr Fortüne, mehr Erfolg?
Irak ist nach wie vor ein äußerst fragiles Gebilde zerrissen und in der Hand widerstreitender Machtzentren. Auch sie am Leben gehalten, stark gemacht und aufgerüstet durch die USPolitik der letzten Jahre. Aber immerhin hat es Obama verstanden, die Supermacht sukzessive aus dem Konflikt mit seinen 100 000 Toten herauszuziehen. Und er hat es geschafft, sein Wahlversprechen einzuhalten. Es ist ein Verdienst, aber nicht sicher, dass es ihm was nützt.
Obama möchte nicht sein, was er ist. Ein Kriegspräsident, der darüber hinaus den hundertsten, zum Scheitern verurteilten Versuch zur Lösung des Nahost- Konflikts startet. Das ist so aussichtslos, wie der Krieg in Irak militärisch nicht zu gewinnen war. Und dann ist da ja noch Afghanistan, von wo sich die kriegsmüde Öffentlichkeit lieber heute als morgen zurückziehen möchte. Dochmehr als einen unrealistischer Zeitplan fällt dem Präsidenten dazu nicht ein. Obama hat eine Etappe gewonnen, mehr nicht. Das Bild des Yes-we-Can-Hoffnungsträgers kommt aber so nicht zurück.
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