Schaeffler will 8000 Stellen streichen

Herzogenaurach (dpa) - Auftragseinbrüche als Folge der Autokrise zwingen den angeschlagenen Autozulieferer Schaeffler zu drastischen Einschnitten. Nach monatelanger Kurzarbeit, mit denen Auftragsflauten abgefedert wurden, drohen bei dem fränkischen Unternehmen nun Entlassungen im großen Stil.
Allein in Deutschland will das Unternehmen rund 5000 Arbeitsplätze streichen, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur dpa am Freitag aus unternehmensnahen Kreisen.
Weltweit sollen demnach 8000 der insgesamt 66 000 Stellen wegfallen. Die deutschen Standorte, an denen rund 28 000 Mitarbeiter beschäftigt seien, wären damit von dem Stellenabbau überproportional stark betroffen, hieß es. Im Umfeld des Unternehmens wurde jedoch darauf hingewiesen, dass Schaeffler in den vergangenen Monaten im Ausland bereits rund 5000 Stellen abgebaut habe. Ein Unternehmenssprecher lehnte am Freitag eine Stellungnahme ab.
Schaeffler hatte sich mit der Übernahme des Konkurrenten Continental im Sommer 2008 verhoben. Der fränkische Wälzlager- Hersteller musste dazu mehr als zehn Milliarden Euro Schulden machen. Überlagert wurden die Liquiditätsprobleme von massiven Auftragseinbrüchen der Autoindustrie.
Nach den dpa vorliegenden Informationen will die Firmenleitung am kommenden Dienstag (12. Mai) den Gesamtbetriebsrat bei einer Sitzung des Wirtschaftsausschusses über die Pläne informieren. Am Mittwoch seien dann Betriebsversammlungen an mehreren Standorten geplant, bei denen die Werksleitungen den Mitarbeitern die Stellenabbaupläne erläutern wollten. Es sei mit Protestveranstaltungen zu rechnen.
Firmenkenner befürchten, dass bei einer Stellenstreichung dieser Größenordnung auch betriebsbedingte Kündigungen nicht mehr ausgeschlossen sind. «10 Prozent Stellenabbau kann ein Unternehmen dieser Größenordnung noch halbwegs sozial abfedern. 5000 wären aber bezogen auf Deutschland rund 17 Prozent. Bei dieser Größenordnung geht es nicht ohne betriebsbedingte Kündigungen ab», hieß es.
Der massive Stellenabbau komme keineswegs überraschend, betonten firmennahe Kreise. Nach bisher vorliegenden Zahlen werde der Schaeffler-Konzern seinen Vorjahresumsatz von rund zehn Milliarden Euro um rund zwei Millionen Euro unterschreiten. Auch die Abwrackprämie, die vielen Autoherstellern eine Verschnaufpause beschert habe, habe die Lage von Schaeffler nicht grundlegend bessern können. «Das hat etwas geholfen, aber an das Vorjahresergebnis kommt Schaeffler damit nicht ran», hieß es.
Der Schaeffler-Gesamtbetriebsrat hatte bereits am Vortag Stellenstreichungen angedeutet. «Angesichts der bereits angewandten Kurzarbeit kann sich jeder ausrechnen, dass Arbeitsplätze bei der Schaeffler-Gruppe akut gefährdet sind», hatte der Gesamtbetriebsrats- Vorsitzende Norbert Lenhard betont. Die Betriebsräte würden mit Macht gegen betriebsbedingte Kündigungen kämpfen. Lenhard verwies auf bestehende Vereinbarungen zur Beschäftigungssicherung. Gemeinsam mit der IG Metall habe der Betriebsrat Vorschläge eingebracht, wie Entlassungen zu verhindern seien.
Schaeffler-Sprecher Detlef Sieverdingbeck wollte sich zu möglichen Stellenabbau-Plänen auch am Freitag nicht äußern. Er verwies vielmehr auf Äußerungen von Schaeffler-Chef Jürgen M. Geißinger vom Mittwoch. Danach habe für Geißinger zunächst der Dialog und die Abstimmung mit den Arbeitnehmervertretern höchste Priorität. Erst wenn dies erfolgt sei, werde sich die Unternehmensführung zu Details möglicher Personalmaßnahmen öffentlich äußern. Mit der Continental-Übernahme hätten die Einschnitte nichts zu tun.