SAP übernimmt Verantwortung für Datenklau bei Oracle
WALLDORF - Verbotenerweise Oracle-Daten heruntergeladen: Im jahrelangen Streit um unrechtmäßig heruntergeladene Daten geht der Softwarekonzern SAP überraschend auf seinen Erzrivalen Oracle zu.
Die Walldorfer haben in der Nacht zum Freitag die Verantwortung für das Vorgehen ihrer mittlerweile geschlossenen Tochter TomorrowNow übernommen. «SAP wird Oracle den Schaden ersetzen, den die begrenzten Handlungen von TomorrowNow tatsächlich verursacht haben», sagte Finanzchef Werner Brandt in einer Mitteilung.
Die Walldorfer wollen damit einen seit drei Jahren andauernden Rechtsstreit zu einem Ende bringen. Die milliardenschweren Schadenersatzforderungen von Oracle hält SAP aber für völlig übertrieben. In Gerichtsunterlagen kalkulieren die Deutschen mit wahren Schäden von maximal mehreren zehn Millionen Dollar. Oracle äußerte sich erst einmal nicht zum Vorstoß von SAP.
Der US-Konzern Oracle wirft den Walldorfern vor, über TomorrowNow mehrfach verbotenerweise für Kunden bestimmte Oracle-Daten heruntergeladen zu haben. Die SAP-Tochter bot in den Vereinigten Staaten Service für Oracle-Kunden an. Oracle hatte von Industriespionage gesprochen und den entstandenen Schaden auf rund eine Milliarde Dollar beziffert. In Kalifornien läuft deshalb ein Gerichtsverfahren. Der Prozess soll am 1. November beginnen.
Der Streit zieht sich seit 2007 hin. TomorrowNow selbst gibt es schon lange nicht mehr. SAP hatte die Tochter Ende 2008 geschlossen. Das Unternehmen habe nie einen Gewinn erzielt und die Hoffnung, Kunden würden wegen der von TomorrowNow angebotenen Dienstleistungen SAP-Software wählen, habe sich nicht erfüllt, heißt es in den Gerichtsunterlagen.
Bisher hatten die Walldorfer Fehler von TomorrowNow zwar eingeräumt, aber nicht die finanzielle Verantwortung übernommen. Durch diesen Schritt könne das Gerichtsverfahren auf die Frage des Schadens konzentriert werden, langwierige Zeugenbefragungen seien nicht mehr notwendig, sagte ein SAP-Sprecher am Freitag. Vorstellbar sei auch eine außergerichtliche Einigung mit dem US-Konkurrenten.
dpa
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