SAP bekommt Handelskrieg zu spüren

Die SAP-Aktie war an der Börse zuletzt sehr gefragt. Doch die Ergebnisse zum zweiten Quartal sorgen nun für Ernüchterung - gleich an mehreren Stellen hakt es.
dpa |
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SAP beschäftigte zuletzt weltweit 98.300 Mitarbeiter. Zum Jahresende sollen es aber trotz der Abfindungen mehr sein.
Uwe Anspach/dpa SAP beschäftigte zuletzt weltweit 98.300 Mitarbeiter. Zum Jahresende sollen es aber trotz der Abfindungen mehr sein.

Walldorf - Europas größter Softwarehersteller SAP hat im zweiten Quartal die Handelsstreitigkeiten auf der Welt zu spüren bekommen.

Zwar wächst das Geschäft mit der Software zur Miete weiter kräftig und wurde sogar deutlich rentabler, wie aus dem am Donnerstag vorgelegten Quartalsbericht hervorgeht. Doch aktuell drückt bei den Walldorfern woanders der Schuh. Abfindungen und höhere Kosten für aktienbasierte Vergütungen schmälerten den Gewinn, in Asien schwächelte der Lizenzverkauf. Die in den vergangenen Monaten stark gelaufene Aktie rutschte nach Handelsbeginn um 10 Prozent ab, der Handel wurde sogar kurzzeitig unterbrochen.

Der Umsatz von SAP kletterte im zweiten Quartal vor allem dank des boomenden Cloudgeschäfts und des übernommenen US-Datenanbieters Qualtrics um 11 Prozent auf 6,6 Milliarden Euro. Der Umsatz in der Cloud wuchs um 40 Prozent, allerdings verlangsamten sich die Auftragseingänge in der Sparte spürbar. Die profitablere Lizenzsoftware schnitt schwächer ab als gedacht. Der schwelende Handelskonflikt zwischen den USA und China bremste das Asiengeschäft. Konzernchef Bill McDermott rechnet aber damit, dass die verschobenen Projekte der SAP-Kunden noch realisiert werden.

Der Gewinn sackte um fast ein Fünftel auf 582 Millionen Euro ab. Das laufende Abfindungsprogramm wird für den Konzern kostspieliger, unter anderem weil sich in Deutschland mehr Mitarbeiter für das Vorruhestandsprogramm entschieden als erwartet. SAP legte noch einmal knapp 200 Millionen Euro dafür beiseite, damit summieren sich die Kosten in diesem Jahr auf knapp 1,1 Milliarden Euro.

Im Januar hatte der Konzern die erste größere Umbaurunde nach 2015 angestoßen. Bis zu 4400 Mitarbeiter sollen in andere Funktionen wechseln oder auch mittels Abfindungen die Firma verlassen. Zuletzt beschäftigte SAP weltweit 98.300 Mitarbeiter. Zum Jahresende sollen es aber trotz der Abfindungen mehr sein. Denn gleichzeitig wird in anderen Bereichen eingestellt. Auf diese Weise will die Firma mit den Veränderungen in der Technologiebranche mithalten.

An seinen Zielen für das Gesamtjahr rüttelte der SAP-Vorstand wegen der aktuellen Schwierigkeiten nicht. McDermott hatte mit den Zahlen zum ersten Quartal eine positive Entwicklung bei der Profitabilität versprochen. Mit dem Schwenk zur Cloudsoftware aus dem Internet war sie mehrere Jahre in Folge gesunken. SAP hat seine Kernsoftware zur Unternehmenssteuerung inzwischen in die Cloud gehievt und verzeichnet auch hier mehr Kundschaft. Künftig soll eine Kooperation mit dem Chiphersteller Intel das noch beschleunigen.

McDermott muss nach seiner Ansage zur Marge nun unter Beweis stellen, dass sich die milliardenschweren Zukäufe der vergangenen Jahre auszahlen und das Cloudgeschäft die versprochenen Gewinne auch einfahren kann. Für den Vetriebsspezialisten Callidus hat SAP vergangenes Jahr 2,4 Milliarden US-Dollar ausgegeben, für Qualtrics rund 8 Milliarden Dollar. Der Konzern wildert damit immer stärker im Revier des US-Rivalen Salesforce, der auf Software für Vertrieb und Kundenkontakt spezialisiert ist. Größere Zukäufe sind bei SAP vorerst tabu: Schulden sollen abgebaut werden, auch Aktienrückkäufe sind geplant. Details dazu werden aber erst im November bekannt geben.

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