Saat der Radikalen

Welches Bild bietet das Land der Welt? Das von Gewalt? - Anja Timmermann, AZ-Redakteurin, über die Lage in Südafrika vor der WM
von  Abendzeitung
Anja Timmermann, AZ-Redakteurin
Anja Timmermann, AZ-Redakteurin © Ronald Zimmermann

Welches Bild bietet das Land der Welt? Das von Gewalt? - Anja Timmermann, AZ-Redakteurin, über die Lage in Südafrika vor der WM

Armes Südafrika. Die WM in diesem Land, die erste auf afrikanischem Boden, ist eine Chance und ein Risiko. Doch der Mord an Rassistenführer Eugene Terreblanche legt eine neue Lunte an eine ohnehin explosive Lage. Zwar spricht er mitnichten für die meisten Weißen: Seine seit Jahrzehnten unveränderten Parolen von der weißen Herrenrasse sind ihnen zuwider, seine Anhänger rekrutiert er aus frustrierten Farmern, Neonazis und White Trash.

Auf der anderen Seite steht Julius Malema, politischer Ziehsohn von Präsident Zuma, der immer stärker gegen Weiße hetzt – bis hin zum gesungenen Mordaufruf. Auch er ist vielen Schwarzen zuwider: seine ungeklärten Reichtümer, seine Hetze, seine Bewunderung für den DespotenMugabe, der Simbabwe ruiniert hat.

Das Problem ist also nicht so sehr, dass die offiziellen Anhänger der Radikalen bei der WMaufeinander losgehen. Das Problem ist aber, wie sehr ihre Saat in der Gesellschaft aufgeht, in der es Spannungen genug gibt: die Weißen, die sich immer mehr an den Rand gedrängt fühlen; die Schwarzen, die ihre Armut zunehmend ungeduldig macht. Die nächstenWochen werden zeigen, ob der Mord ein Ventil ist, dass sich der Frust in Gewalt entlädt. Oder ob die zivile Mitte der Gesellschaft inzwischen doch stark genug ist, um nun aufgeschreckt zu sein und um das Erbe von Mandelas Regenbogennation zu kämpfen, die es bisher so viel besser hingekriegt hat als andere Länder. Ihr Ziel ist es schon lange, bei der WMder Welt zu zeigen, dass Afrika nicht nur Gewalt und Armut ist. Jetzt muss sie das erst recht.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.