Russland muss erstmals Geschäftsbank stützen
Moskau - Die Rubel-Krise erfasst ungeachtet einer leichten Erholung der russischen Währung nun auch das Bankenwesen der Rohstoffmacht. Die russische Zentralbank muss erstmals eine Geschäftsbank vor der Pleite retten. Die Trust Bank werde demnächst 30 Milliarden Rubel (433 Mio Euro) Stützgeld erhalten, teilten die obersten Währungshüter am Montag in Moskau mit.
Die Aufsicht über die angeschlagene Bank solle demnach die Agentur für Einlagenversicherung zeitweilig übernehmen, hieß es. Die Trust Bank steht auf der von der Zentralbank geführten Top-15-Liste der russischen Geschäftsbanken.
Wegen westlicher Sanktionen gegen Russland und sinkender Rohölpreise hat der Rubel seit Jahresbeginn etwa 50 Prozent seines Wertes gegenüber harten Währungen verloren. Die Trust Bank hat 253 Filialen in etwa 160 Städten.
Nach dem "schwarzen Dienstag" (16. Dezember), als ein Euro an der Moskauer Börse zeitweilig mehr als 100 Rubel kostete, hat sich die Lage für die unter Druck geratene Währung zu Beginn der Weihnachtswoche weiter entspannt. Am Montagmorgen konnte der Kurs an die Erholung der vergangenen Handelstage anknüpfen. Für einen Dollar mussten 56,47 Rubel gezahlt werden.
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Experten erklärten die Erholung der russischen Währung unter anderem mit einem leichten Anstieg der Ölpreise. Das spielt für die stark vom Rohöl abhängige russische Wirtschaft eine große Rolle.
Zudem hatte China Russland wegen des Rubel-Absturzes Unterstützung angeboten. "Wenn Russland Hilfe braucht, werden wir im Rahmen unserer Möglichkeiten helfen", kündigte Außenminister Wang Yi bereits am Samstag in einem Fernsehinterview an. Russische Analysten meinten, dass Rubel darauf "erleichtert" reagiert habe.
Handelsminister Gao Hucheng sagte, China werde im Warenverkehr mit Russland verstärkt auf die chinesische Währung Yuan setzen. Damit könnten negative Effekte des Rubel-Absturzes aufgefangen und der Handel stabilisiert werden. "Im Sinne einer guten Zusammenarbeit brauchen wir eine verlässliche Basis", sagte Gao dem Hongkonger Sender Phoenix.
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Neben der Entwicklung der Ölpreise erklärte ein Finanzexperte der Commerzbank die Erholung des Rubels auch mit einer jüngsten Entscheidung des russischen Finanzministeriums. Demnach sollten dessen Devisenreserven in Höhe von sieben Milliarden US-Dollar zur Stützung der russischen Währung eingesetzt werden.
Maßgeblich für die weitere Kursentwicklung ist aber vor allem die russische Notenbank. Die Zentralbank ist jederzeit bereit, sich mit Dollar-Interventionen am Devisenmarkt gegen die Rubel-Schwäche zu stemmen. Bereits in der Vorwoche hatte die Notenbank die Agentur für Einlagenversicherung mit 1 Billion Rubel (rund 14 Mrd Euro) gestützt.
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