Russland dreht das Gas ab

Gazprom stoppt die Lieferung an die Ukraine. Hintergrund ist ein Streit ums Geld. Die Versorgung bei uns ist aber vorerst sicher, sagt die Energiewirtschaft. Die AZ beanwortet die wichtigsten Fragen zum Gasstreit.
von  Abendzeitung
Arbeiter in einem ukrainischen Erdgas-Depot: Ähnlich wie Westeuropa bezieht auch die Ukraine rund ein Fünftel seines Gases aus Russland. Jetzt ist die Quelle versiegt.
Arbeiter in einem ukrainischen Erdgas-Depot: Ähnlich wie Westeuropa bezieht auch die Ukraine rund ein Fünftel seines Gases aus Russland. Jetzt ist die Quelle versiegt. © dpa

KIEW/BERLIN - Gazprom stoppt die Lieferung an die Ukraine. Hintergrund ist ein Streit ums Geld. Die Versorgung bei uns ist aber vorerst sicher, sagt die Energiewirtschaft. Die AZ beanwortet die wichtigsten Fragen zum Gasstreit.

Der Streit findet weit entfernt von Deutschland statt. Aber er könnte sich auch auf die Gaskunden hier zu Lande auswirken. Gestern morgen punkt 10 Uhr stellte der russische Staatskonzern Gazprom alle Gaslieferungen an die Ukraine ein.

Damit erreichte der schon länger schwelende Gas-Konflikt zwischen Russland und der Ukraine einen neue Höhepunkt. Die Verantwortung dafür liege bei der Ukraine, sagte Gazprom-Chef Alexej Miller. In Deutschland und Europa sieht man das Ganze mit Sorge: Der Westen bezieht einen großen Teil seines Gases über die Pipeline durch die Ukraine. Die AZ beantwortet die wichtigsten Fragen dazu.

Worum geht es bei dem Streit? Zum einen liegen sich beide Länder wegen unbezahlter Rechnungen in den Haaren. Die Ukraine müsse noch Schulden in Höhe von 1,5 Milliarden Euro für Gaslieferungen bezahlen, sagt der Gazprom-Chef. Beim ukrainischen Gasversorger Naftogaz heißt es hingegen: Das Geld sei schon überwiesen worden.

Hinzu kommt: Die Lieferverträge zwischen den beiden Ländern sind ausgelaufen. Auf neue konnten sie sich noch nicht einigen. Grund ist der Preis: Gazprom will 250 US-Dollar pro tausend Kubikmeter haben, die Ukraine aber nur 200 Dollar zahlen.

Wie betrifft der Gas-Streit Deutschland und Europa? Die Ukraine hat eine zentrale Bedeutung als Transitland für die russischen Erdgaslieferungen in den Westen. Europa bezieht rund ein Fünftel seines Gases über die Pipeline durch die Ukraine. Russland fürchtet: Die Ukraine könnte Gas, das für den Westen bestimmt ist, für eigene Zwecke abzweigen. Bei einem ähnlichen Streit 2006 kam zeitweise weniger Gas aus Russland in Westeuropa an. Auch Deutschland bekam das zu spüren.

Müssen wir jetzt mit Engpässen beim Gas rechnen? Derzeit wohl nicht. Die Ukraine sicherte der Europäischen Union den reibungslosen Gas-Transit zu. Ein Gazprom-Sprecher sagte: Die Exporte nach Westeuropa liefen weiter.

Deutschlands Wirtschaftsminister Michael Glos befürchtet ebenfalls keine Engpässe wegen des Stopps der Gaslieferungen an die Ukraine. Selbst wenn Gas ausbliebe, habe die deutsche Gaswirtschaft „zugesichert, dass mögliche Lieferengpässe sich gegenwärtig nicht auf die Versorgungssicherheit in Deutschland auswirken“. Grund: Es sei ausreichend Gas gespeichert – und es gebe genügend andere Bezugsquellen. Beim Bundesverband Energie- und Wasserwirtschaft hieß es: Man könne die Lieferung aus Norwegen, Großbritannien oder den Niederlanden erhöhen.

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