Run auf die Rendite des Propheten
Auch deutsche Geldhäuser offerieren Versicherungen und Anlageprodukte nach islamischen Regeln. Religionsgelehrte wachen über die Kriterien, nach denen investiert wird.
MÜNCHEN Die Allianz macht’s, die Deutsche Bank macht’s, andere Geldhäuser auch. Aber erst seit kurzem wird immer offensiver darüber geredet: Bankgeschäfte, die islamischen Grundsätzen genügen, sind im Kommen.
Der Kollaps der US-Finanzmärkte war Wasser auf die Mühlen der Skeptiker, die an westlichen Renditemodellen zweifeln. Gleichzeitig holen bisher schwach entwickelte Wirtschaftsregionen gegenüber den Industriestaaten auf. Die Folge: Auch westliche Geldhäuser entdecken ihr Interesse für Anlageprodukte, die früher bestenfalls als liebenswerte religiöse Spinnereien abgetan worden wären.
Die Allianz etwa meldete erst vor kurzem stolz, sie sei als „bester Anbieter Scharia-konformer Lebensversicherungen in Indonsien“ ausgezeichnet worden. „Die Zahl unserer Scharia-Policen ist innerhalb der letzten beiden Jahre im Schnitt um rund 25 Prozent gewachsen. Die Prämien stiegen jährlich sogar um durchschnittlich 300 Prozent," schwärmt Kiswati Soeryoko, Leiterin der Scharia-Abteilung bei Allianz Life Indonesia.
Allianz-Mitarbeiter Rianto Djojosugito glaubt, dass Scharia-konforme Policen die Armut bekämpfen können. Mittellose Landbewohner würden konventionellen Versicherungen misstrauen, berichtet er. Schließlich würden Islamische Gelehrte Versicherungen mit dem Glücksspiel gleichsetzen. Allianz-Policen umgehen dieses Problem, in dem sie nach dem „Takaful“-Prinzip funktionieren. Zinsen und Gewinne nach westlichem Muster gibt es dabei nicht, Risiko und Erträge werden dabei unter allen Kunden aufgeteilt. Noch bietet das Unternehmen keine Scharia-Policen in Europa an, sagt Christoph John, Allianz-Sprecher für Asien. Aber er stellt fest: „Sobald sich das Kundeninteresse verstärkt, schauen wir uns das selbstverständlich an.“
Bei den Anlageprodukten ist das Interesse des Westens bereits weiter gediehen als bei Policen. Weltweit werden rund 500 Milliarden Euro nach den Gesetzen der Scharia verwaltet – zum Teil London und von Frankfurt aus. Die Allianz etwa offeriert zwei Islam-Fonds. Einer der wichtigsten Grundsätze bei streng islamischen Anlageprodukten: Es dürfen keine Zinsen anfallen, sondern nur Gebühren. Beliebt sind genossenschafts-ähnliche Modelle, bei denen sich der Sparer an seiner Bank beteiligt.
Zum Teil fällt westlichen Anbietern allerdings die Abgrenzung zu islamistischen Strömungen schwer. So offerierte die Commerzbank in der Vergangenheit den Fonds „Al Sukoor“. Als religiöser Beirat des Fonds wachte unter anderem Scheich Yusuf Al-Qaradawi. Der Gelehrte macht sich unter anderem für die Beschneidung von Frauen, die Todesstrafe für Ehebrecher und Selbstmordattentate stark, Adolf Hitler bezeichnete er als „eine gerechte Strafe Allahs für die Juden“.