Rückversicherer Münchner Rück: Klima-Retter oder Klima-Killer?

Die Gewinne sinken seit Jahren, Hunderte Mitarbeiter verlieren ihre Jobs, Aktionäre gehen auf die Barrikaden – dazu der Vorwurf von Umweltschützern, der Konzern sei mehr Klima-Killer als Klima-Retter. Für die Chefetage der Münchener Rück wird’s immer ungemütlicher.
Das bekam sie auch auf der Hauptversammlung am Mittwoch zu spüren. Zum einen kündigte Aufsichtsratschef und Ex-BMW-Boss Bernd Pischetsrieder an, dass die Boni für die Vorstandsriege nur noch fünfzig statt wie bisher siebzig Prozent der Bezüge ausmachen sollen (hier nachlesen). Von Verarmung im Spitzengremium bei siebenstelligen Einkommen ist freilich niemand bedroht.
Tochtergesellschaft der Munich Re soll Umwelt-Verpester versichern
Zum anderem wurden die Bosse des weltgrößten Rückversicherers mit dem Vorwurf von Umweltschützern konfrontiert, Munich Re unterstütze in seinem Versicherungsgeschäft die größten Verursacher des Klimawandels.
"Laut jüngster Recherchen hat sich die Munich Re über ihre lokale Tochtergesellschaft Ergo Hestia seit 2013 an über 15 Versicherungsverträgen für die polnische Kohleindustrie beteiligt", teilt die Naturschutz-Organisation Urgewald mit. Polen setzt nach wie vor auf Bergbau und Kohle, das Land rüstet in diesem Sektor im Moment mit neuen Anlagen auf. "Ohne eine Versicherung kann kein Kohlekraftwerk gebaut und keine Mine eröffnet werden", sagt Urgewald-Sprecher Moritz Schröder.
Die Kohleindustrie im Nachbarland ist laut der Klimaschutzorganisation "Development YES – Open-Pit Mines NO" für geschätzte 5.800 vorzeitige Todesfälle pro Jahr in ganz Europa verantwortlich.
Nach Vorne gibt sich die Münchner Rück als Klima-Retter
Was Urgewald stört: das schmutzige Geschäft des Versicherers. Seit Jahren warne Munich Re vor den Folgen des Klimawandels und gibt sich als Klima-Retter aus, doch verdienen wolle man ausgerechnet mit dem Klima-Killer Kohle. Der Rückversicherer müsse endlich Verantwortung für Klima und Gesundheit übernehmen, fordert Urgewald-Expertin Regine Richter.
Konkurrenten aus der Branche wie Swiss Re oder Scor machten es vor, die bestimmte Kohle-Versicherungen ausschließen. Richter überreichte gestern fast 6.000 Unterschriften einer Protestaktion an Rück-Chef Joachim Wenning.
Von der Konzernspitze hieß es am Mittwoch nur, man nehme das Thema Klimaschutz sehr ernst. Von einem Ausstieg aus den Kohle-Projekten wollten die Bosse aber nichts wissen.
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