Rücktritt von Bahnchef Grube: Auch eine Chance

Es schien nur noch eine Formsache zu sein, die Verlängerung seines Vertrags galt als sicher. Umso größer war die Überraschung, als Rüdiger Grube am Montag seinen Rücktritt erklärte.
Schockiert sollen sie Mitglieder des Aufsichtsrats gewesen sein. Mag sein. Dann aber allenfalls, weil sie nicht darauf vorbereitet waren. Daran, dass Grube unersetzlich für das Unternehmen ist und die Bahn vorangebracht hat, kann es nicht liegen. Die fast acht Jahre unter seiner Führung sind gekennzeichnet von Versprechungen und Fehleinschätzungen. Grubes viel zu spät vorgestelltes Umbauprogramm
"Zukunft Bahn" scheint zwar langsam zu wirken. Um die Negativ-Bilanz vergessen zu machen, reicht es nicht. Da ist etwa das Fernbus-Debakel. Und obwohl es auf den Autobahnen immer enger wird, kommt die Güter-Tochter DB-Cargo auf keinen grünen Zweig.
Pünktlichkeit und Service bleiben Dauerbaustellen, hinzu kommt die marode Infrastruktur. All das ist nicht nur Grubes Schuld. Er jedoch war der Gesamtverantwortliche. Sein Rücktritt ist auch eine Chance. Für einen wirklichen Neuanfang. Noch ist das Quasi-Staatsunternehmen eher Bahnbehörde als moderner Konzern.
Grubes Nachfolger sollte ein Manager sein, aber kein Ex-Minister auf Versorgungsposten wie Ronald Pofalla. Kontakte ins politische Berlin sind nicht alles.