Rückkehr der Werte

Steigende Preise sind auch für Mieter eine Bedrohung. Katharina Rieger, die Vize-Lokalchefin der AZ, über den Boom der Immobilien in München.

Es ist gerade mal ein paar Monate her, da waren sie ganz schön out: Immobilien als Geldanlage oder Altersvorsorge. Sie waren nur was für vermeintliche Langweiler, die ihr Kapital nicht innerhalb von fünf Minuten an der Zockerbörse, sondern langfristig vermehren wollten.

Nach dem Platzen der Blase sind solide Immobilien jetzt gefragt wie nie – ganz besonders in München. Doch die Renaissance der handfesten Werte ist nicht nur erfreulich, zumindest für Mieter ist sie bedrohlich. Wenn die Preise weiter ansteigen, ist klar: Der Wert der eigenen vier Wände in München (und Umgebung) wird nie und nimmer sinken. Deshalb lohnt es sich in dieser Stadt auch, über Jahrzehnte einen Kredit abzuzahlen, um sich Wohneigentum leisten zu können.

Bedrohlich an der Entwicklung ist aber auch, dass die Wohnungen und Häuser in der Stadt für institutionelle Anleger noch interessanter werden. Und deshalb der bürgerliche Hausbesitzer der Verlockung erliegen kann, sein Mietshaus im Westend für viel Geld zu verkaufen. 82 mehrgeschossige Miethäuser wurden allein im ersten Halbjahr 2008 verkauft – sicherlich viele davon von Vermietern, die keine Lust mehr haben auf geringe Rendite und Rund-um-die-Uhr-Betreuung der Mieter und deren Probleme.

Klar, nicht jeder Vermieter ist ein Engel. Aber wenn der Münchner Markt weiter anzieht, werden die immer weniger, mit denen man als Mieter auch mal verhandeln kann.Wer so einen Vermieter hat, der sollte ihn pflegen – besonders in der Krise.