Römisches Spektakel
AZ-Politikchef Frank Müller über den Triumph von Silvio Berlusconi
Hat wirklich jemand ernsthaft gegen Silvio Berlusconi gewettet? Das politische Stehvermögen des italienischen Premiers ist so legendär wie sein Hang zur außerpolitischen Eskapade. Nun wird all das also weitergehen. Das hat auch sein Gutes: Immerhin muss man sich umden Unterhaltungswert europäischer Politik damit vorerst keine Sorgenmachen.
Abgesehen davon aber ist das Schauspiel von Rom ein fatales: Es zeigt, dass man in der Politik nur genug Tricks, Kniffe, Chuzpe und Geld einsetzen muss, um gegen alle Chancen oben zu bleiben. Dieser Vorwurf trifft weniger den Regierungschef selbst, sondern vielmehr sein Land. Wer es mit dieser Steilvorlage nicht schafft, seinen angeblich so ungeliebten Ministerpräsidenten in die Wüste zu schicken, der hat es wohl einfach nicht anders verdient. Oder er will es am Ende nicht anders. „Italien ist nicht länger Teil der europäischen Wirtschaftsprobleme, sondern Teil der Lösung“, hatte Berlusconi heraustrompetet und damit sogar die Eurokrise als Beweis dafür in Anspruch genommen, wie notwendigkeit sein Verbleib im Amt doch sei.
In Wahrheit ist es anders herum: Je aufreibender der europäische Prozess wird, je fragiler der Euro-Zusammenhalt, desto notwendiger werden Politiker, die nüchtern und demütig arbeiten. In Italien, einem der am höchsten verschuldeten Länder der Welt, passiert das genaue Gegenteil. Manchmal ist man wirklich richtig froh, von Bundeskanzlerin Angela Merkel regiert zu werden.
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