Riestern mit Risiko

Rückwirkend zum 1. Januar soll es staatliche Zuschüsse für Häuslebauer und Wohnungskäufer geben. Verbraucherschützer allerdings senken jetzt schon den Daumen über dem so genannten Wohn-Riester.
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Bau eines Einfamilienhauses: Wer sich eine Immobilie zulegen will, sollte sie auch ohne staatliche Hilfe finanzieren können.
az Bau eines Einfamilienhauses: Wer sich eine Immobilie zulegen will, sollte sie auch ohne staatliche Hilfe finanzieren können.

MÜNCHEN - Rückwirkend zum 1. Januar soll es staatliche Zuschüsse für Häuslebauer und Wohnungskäufer geben. Verbraucherschützer allerdings senken jetzt schon den Daumen über dem so genannten Wohn-Riester.

Für Bundesfinanzminister Peer Steinbrück ist sie ein „sinnvoller Teil der Altersvorsorge“. Die Bausparkassen jubeln: Sie sei ein „längst fälliges Signal zur Anerkennung von Wohneigentum als Altersvorsorge“. Noch vor der Sommerpause will die Bundesregierung die Riesterförderung für die eigenen vier Wände zum Gesetz machen. Rückwirkend zum 1. Januar soll es dann Riester-Zuschüsse für Häuslebauer und Wohnungskäufer geben.

Verbraucherschützer allerdings senken jetzt den Daumen über dem so genannten Wohn-Riester. „Am besten wäre es, diese Förderung käme erst gar nicht“, sagt Merten Larisch. Der Altersvorsorge-Experte der Verbraucherzentrale Bayern fürchtet: Wer seine Riester-Zuschüsse in eine Immobilie steckt, vernachlässigt die übrige Altersvorsorge – also das Ansparen einer zusätzlichen privaten Rente. „Die braucht man aber, um im Alter über die Runden zu kommen“, glaubt Larisch – selbst dann, wenn die Immobilie schon abbezahlt ist. „Wer dann als Rentner nicht genug Geld hat, muss möglicherweise das mühsam ersparte Haus wieder verkaufen.“

Zurückhaltung in der Baukredit-Branche

Larisch weiß, wovon er spricht. Schon jetzt verzeichnet die Verbraucherzentrale eine stetig steigende Zahl an Haus- oder Wohnungskäufern, die sich mit der Finanzierung übernommen haben. „Die Riester-Eigenheimrente dürfte noch mehr Verbraucher dazu verleiten, sich eine Immobilie anzuschaffen – obwohl sie es sich eigentlich nicht leisten können.“

Der Experte ist mit seiner Skepsis gegenüber dem Wohn-Riester nicht alleine. Selbst in der Baukredit-Branche, die eigentlich davon profitiert, gibt man sich „sehr zurückhaltend“, so eine Sprecherin des Münchner Baufinanzierers Interhyp. Allerdings aus anderem Grund: Sparer müssen ihre Riester-Rente bei der Auszahlung versteuern. Das gilt auch für den Wohn-Riester – obwohl dort gar keine Rente fließt. Daher wird in der Ansparphase ein „Schattenkonto“ gebildet. Das erfasst die geförderten Einzahlungen. Bei Renteneintritt wird daraus die Steuerschuld errechnet. Die kann der Sparer mit 30 Prozent Nachlass auf einen Schlag begleichen – oder jährlich abstottern.

„Das hört sich alles ziemlich kompliziert an“, so die Interhyp-Sprecherin. In der Branche hofft man deshalb darauf, dass die Eigenheimrente bis zu ihrer Umsetzung noch deutlich vereinfacht wird.

Selbst dann jedoch rät Verbraucherschützer Larisch: Finger weg vom Wohn-Riester. „Wer eine Immobilie kaufen will, muss vor allem vorher genau durchrechnen, ob er das langfristig finanziell stemmen kann – und zwar ganz ohne Geld vom Staat.“

A. Jalsovec

Dafür gibt's Geld vom Staat

Wer sich eine Immobilie kauft und sie selbst nutzt, soll dafür künftig die Riester- Förderung bekommen. Sie liegt derzeit für eine vierköpfige Familie bei maximal 678 Euro jährlich. Pro Kind, das ab 2008 geboren wird, sind es 115 Euro mehr. Das Geld kann man auf drei Arten in eine Baufinanzierung einbringen.

Riester-Vertrag einzahlen. Wer schon einen Riester-Vertrag hat, kann die aufgelaufene Sparsumme komplett als Eigenkapital für den Kauf einer Wohnung oder eines Hauses verwenden. Allerdings muss man dafür ein Mindestbetrag ansparen. Der wird voraussichtlich bei 15 000 Euro liegen, der Höchstbetrag bei 50 000 Euro.

Baukredit abzahlen. Man kann mit den Riester-Zuschüssen auch ein Hypothekendarlehen abstottern. Das Geld fließt dann in die Tilgung des Kredits. Dadurch zahlt man ihn etwas schneller ab. Ob sich das lohnt, hängt von der Zinshöhe ab. Baukredite (10 Jahre Laufzeit) gibt es derzeit ab 4,3 Prozent. „Ein guter Riester-Sparvertrag bringt aber Zinsen in ähnlicher Höhe“, so Verbraucherschützer Larisch.

Bausparvertrag bedienen. Man kann auch mit einem Bausparvertrag riestern. Die Fördermittel helfen dabei zunächst, Geld anzusparen. Ist der Vertrag zuteilungsreif, fließen die Zuschüsse in die Tilgung des Bauspar-Darlehens. „An entsprechenden Verträgen arbeiten wir bereits“, heißt es bei der Landesbausparkasse Bayern

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