Rhön-Klinikum will Übernahmen selbst stemmen
Wiesbaden - Nachdem der große Wurf mit einem Verkauf an den Medizinkonzern scheiterte und auch eine Fusion mit einem Konkurrenten wie Sana kurzfristig eher nicht realisierbar ist, wollen die Franken bei der laufenden Konsolidierung des milliardenschweren Klinikmarktes eigene Ziele ins Visier nehmen. "Wir befinden uns derzeit mit einer guten Handvoll Krankenhausträgern in Gesprächen", sagte Vorstandsmitglied Volker Feldkamp in einem Gespräch mit den Nachrichtenagenturen dpa und dpa-AFX. Die Mittel für Zukäufe seien vorhanden.
Der deutsche Krankenhausmarkt ist nach der gescheiterten Milliardenofferte für Rhön in Aufruhr. Auf dem stark zersplitterten Markt wetteifern die privaten Anbieter um potenzielle Übernahmeziele wie Krankenhäuser unter kommunaler oder kirchlicher Trägerschaft. Im Sommer war Fresenius mit der Übernahme von Rhön an der hohen Annahmeschwelle von 90 Prozent und an der Konkurrenz gescheitert. Diese hatte sich an Rhön beteiligt, um die Fusion zu verhindern.
Rhön selbst hatte im Frühjahr mit der 300 Millionen Euro teuren Übernahme von 49 Prozent an den Wiesbadener Horst Schmidt Kliniken (HSK) einen der größten Zukäufe der vergangenen Jahre gestemmt. Eine Aufstockung des Minderheitsanteils sei derzeit kein Thema, sagte Feldkamp. Die Verschuldung von Rhön war durch den Zukauf gestiegen. Ende Juni lag die Nettoverschuldung bei 832,3 Millionen Euro.
Mit der Integration des defizitären Hauses komme Rhön gut voran, sagten die beiden Geschäftsführer André Eydt und Parwis Fotuhi. "Im Mai haben wir begonnen jeden Stein umzudrehen", sagte Eydt. Die Patientenzahlen lägen bereits fünf Prozent über Vorjahr. Unter der Führung von Eydt und Fotuhi sollen die HSK wieder schwarze Zahlen schreiben. "Im laufenden Geschäftsjahr rechnen wir mit einem operativen Verlust von um die 20 bis 25 Millionen Euro", sagte Eydt. 2011 werde bei einem Gesamtumsatz von 200 Millionen Euro ein operatives Minus von rund 30 Millionen Euro sowie eine einmalige Belastung durch Sondereffekte von über 20 Millionen Euro anfallen.
Im kommenden Jahr soll das Defizit massiv sinken: "Wir haben uns zum Ziel gesetzt, im dritten Quartal 2013 ein erstes positives Monatsergebnis zu erzielen", stellte Eydt in Aussicht. In der Regel gibt das Rhön-Management den Krankenhäusern 12 bis 18 Monate, um ein Defizit in eine schwarze Null zu drehen. 2400 Vollzeitkräfte arbeiten in den HSK. Betriebsbedingte Kündigungen sind bis Ende 2015 ausgeschlossen.