Rettungsfonds-Chef: HRE schnell verstaatlichen

Der neue Chef des Bankenrettungsfonds SoFFin, Hannes Rehm, setzt die Bundesregierung unter Druck. Der Münchner Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate müsse rasch unter die Kontrolle des Staates, sonst drohe eine Katastrophe.
von  Abendzeitung
Notfallrettung für die HRE? Angeblich drängt es
Notfallrettung für die HRE? Angeblich drängt es © dpa

MÜNCHEN - Der neue Chef des Bankenrettungsfonds SoFFin, Hannes Rehm, setzt die Bundesregierung unter Druck. Der Münchner Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate müsse rasch unter die Kontrolle des Staates, sonst drohe eine Katastrophe.

Der neue Chef des Bankenrettungsfonds SoFFin, Hannes Rehm, hat vor katastrophalen Folgen gewarnt, wenn der Staat nicht schnell bei der schwer angeschlagenen Hypo Real Estate die Kontrolle übernimmt. «Wir denken, dass eine Bank, die durch den Staat geprägt wird, rasch auf einen guten Weg kommt», sagte Rehm in der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung» (F.A.S.).

Eine Insolvenz des Münchner Immobilienfinanzierers wäre nach Ansicht Rehms eine Katastrophe für das Finanzsystem: «Ich gehe so weit zu sagen, diese Bank nicht zu retten, hätte schlimmere Folgen als die Pleite von Lehman Brothers.» Die Entscheidung der US-Regierung, die große US-Investmentbank nicht zu retten, wird als Auslöser des Tsunamis auf den Weltfinanzmärkten gesehen.

Einzelaktionäre ohne Einfluss

Sei die Bank erst einmal gezwungen, eine Bilanz vorzulegen, ist es nach Auffassung Rehms zu spät: «Sollte sich dann nämlich zeigen, dass das Kernkapital unter eine bestimmte Quote gefallen ist, müssten die Aufsichtsbehörden beim Fehlen einer Perspektive einschreiten und die Bank schließen. Das wäre aus den genannten Gründen eine Katastrophe.» Rehm, der bis Ende 2008 Vorstandschef der Norddeutschen Landesbank war, ist Anfang Februar an die Spitze des Sonderfonds Finanzmarktstabilisierung (SoFFin) gerückt.

Die Verstaatlichung der HRE setzt nach Ansicht Rehms voraus, dass private Einzelaktionäre in der Bank künftig nichts mehr zu sagen haben. «Die Erfahrung zeigt, dass es leider immer Aktionäre gibt, die dem Gesamtinteresse nicht verpflichtet sind. Das sind Trittbrettfahrer, die sich ihren Lästigkeitswert teuer abkaufen lassen.» Erst mit «Konditionen, die Bundeskonditionen nahe kommen und ohne Behinderung durch singuläre Aktionärsinteressen» sei dies möglich. Das zielt vor allem auf den amerikanischen Investor Christopher Flowers, der mit anderen Anteilseignern knapp 24 Prozent des Aktienkapitals hält. Am Sonntag werden die Bundesregierung und Flowers abermals Möglichkeiten eines Kompromisses zur Rettung der Hypo Real Estate ausloten.

Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte bereits angekündigt, bei einer Teilübernahme der taumelnden Immobilienbank nur Marktpreise für die Aktien zahlen. Im Deutschlandfunk sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel, die Regierung müsse darauf achten, wie sie mit dem Geld der Steuerzahler umgehe. «Was wir nicht können, ist, jetzt Preise zu bezahlen, die nicht den marktüblichen Werten entsprechen.» (dpa/AP)

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