Rentner-Wut: "Es wird sich was rühren"

Die VdK-Vorsitzende Ulrike Mascher zur Wut der Ruheständler über das Renten-Miniplus
Interview: J. Riehl |
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AZ: Nur eine Mini-Erhöhung für West-Rentner – wie ist die Stimmung unter den betroffenen Rentnern?

ULRIKE MASCHER: Breite Empörung! Obwohl die Medien in den vergangenen Tagen vor allem Zypern aufgemacht haben, war die Renten-Minierhöhung bei uns der absolute Aufreger. Es kam eine Flut von E-Mails, Anrufen und Briefen an. Die Menschen fragen sich, ob es noch gerecht zugeht.

Im Interview: Ulrike Mascher: 

Und das tut es nicht?!

Überhaupt nicht – so kann man alte Menschen doch nicht abspeisen. Überall steigen die Belastungen, die Renten dagegen stagnieren, und was wirklich schlimm ist: Die Kaufkraft der Rentner sinkt. Die Preise und die Mieten gehen rauf, dazu kommen immer neue Lasten wie Zuzahlungen im Gesundheitswesen, aber die Rentner müssen mit Nullrunden oder Beinahe-Nullrunden wie jetzt auskommen.

Wer nur eine schmale Rente bezieht, kommt der überhaupt noch zurecht?

Eine ältere Frau hat bei mir angerufen: Am Ende des Monats steht sie oft vor der Wahl: Kauf ich die Äpfel oder leiste ich mir einen Hustensaft? Gerade die Rentnerinnen sind sowieso Weltmeister im Sparen, aber die kommen nicht mehr über die Runden.

Trifft es Ost und West wenigstens gleichermaßen?

Nein, die Erhöhung fiel mit 3,29 Prozent im Osten höher aus. Aber das ist schwer zu vergleichen. Ost und West fühlen sich wohl beide benachteiligt: Der Osten, weil gut 20 Jahre nach der Einheit der Rentenwert immer noch nur auf 91,5Prozent des Westens liegt und es keine zusätzlichen Bezüge wie Betriebsrenten gibt. Der Westen, weil die längeren Beitragszeiten im Osten zu höheren Bezügen führen – Arbeitslosigkeit gab es in der DDR ja nicht.

Welche Gegenmaßnahmen plant der Sozialverband VdK?

In Bayern startet die Kampagne gegen Armut im Alter am 15. Juni in der Alten Messe München. Danach gehen wir in alle Regierungsbezirke und in die Landkreise mit Protestveranstaltungen, Infoständen und Podiumsdiskussionen. Bis zur Sommerpause wird sich was rühren.

Welche Forderungen wollen Sie durchsetzen?

Wir wollen eine Rentenentwicklung eins zu eins zu den Löhnen ohne Dämpfungsfaktoren, die sowieso eigentlich Kürzungsfaktoren sind. So wie Konrad Adenauer die dynamische Rente eingeführt hat – zwar mit einem Jahr Verzug, aber ohne Abschlag zur Lohnentwicklung.

Und was kann der einzelne Rentner tun, um auf sich aufmerksam zu machen?

Rentnerinnen und Rentner können mit uns der Politik klar machen, dass sie nicht ewig Geduld haben. Wenn Abgeordnete und Kandidaten bei unseren Podiumsdiskussionen die Rentenpolitik erklären müssen, sollen sie sehen, dass die Betroffenen sich nicht alles gefallen lassen. Alle müssen sich artikulieren, zusammenschließen und genau hinschauen: Wen wähle ich bei der Bundestagswahl im Herbst?

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