Rentner radeln um die Welt
Doris und Klaus Höhl haben 57000 Kilometer in den Beinen und sagen: „Wir haben alles richtig gemacht“
München In 80 Tagen um die Welt? Das ist nichts für Doris und Klaus Höhle. Die beiden lassen sich lieber ein bisschen mehr Zeit. Um genauer zu sein: zwei Jahre und vier Monate. Das ist noch gar nicht so lange her. Da hat das Ehepaar aus Erlangen die Welt umrundet. Mit dem Fahrrad.
Heute ist der Sport dafür verantwortlich, dass sich die beiden so fit fühlen, wie selten zuvor im Leben. Dem Alter zum Trotz. Irgendwann hat es Klaus Höhle nicht mehr ausgehalten. „Ich war 50 und hatte meine Midlife Crisis.“ Also nahm sich der heute 73-Jährige vor, sein Leben zu ändern. „Ich wollte wieder mehr Sport treiben.“
Seine Leidenschaft hatte der einstige Bauingenieur jahrelang Ruhen lassen. Früher war er Skispringer und Eishockey-Spieler. Dann kamen Frau, Kinder und der Hausbau. „Es blieb einfach keine Zeit mehr für andere Dinge.“
23 Jahre später gehört Klaus Höhle zu den besten Triathleten in seinem Alter. Und auf dem Fahrrad macht ihm sowieso niemand etwas vor. Genau wie seiner Frau. Auch Doris Höhle machte lange Zeit wenig oder sogar gar keinen Sport mehr. Angestachelt von der Motivation ihres Mannes lief sie 1994 ihren ersten Triathlon. Ließ den Sport aber schnell wieder ruhen.
Erst im Jahr 2002 fand sie den Weg zurück. „Das war zunächst gar nicht so einfach. Heute kann ich aber sagen, dass mich der Sport jung hält“, sagt die 61-Jährige. Ihr Berufsleben hat Doris Höhle bei der Stadtverwaltung in Erlangen verbracht. Bis sie mit ihrem Mann vor sieben Jahren einen Plan hegte: Einmal mit dem Fahrrad um die Welt fahren.
Also ging sie zu ihren Vorgesetzten und ließ sich informieren, welche Möglichkeiten ihr bezüglich einer längeren Berufspause offen stehen würden. Am Ende ließ sie sich beurlauben bis zur Rente: „Wir haben alles genau durchgerechnet und gemerkt: Das kriegen wir hin!“ Am 15. März 2006 war es schließlich so weit. Nach gut einem Jahr Vorbereitung stiegen Doris und Klaus Höhle in Frauenaurach auf die Räder und sollten bis zum 15. Juli 2008 fast ihr komplettes bisheriges Leben zurücklassen.
Ihre erste Etappe führte sie über Österreich, Ungarn, Rumänien, Bulgarien, die Türkei, den Iran bis nach Pakistan und Indien. Die zweite Etappe führte von Vietnam nach Indonesien. Auf sieben weiteren Reiseabschnitten lernten die beiden Australien, Neuseeland, Südafrika, Südamerika, Mittelamerika, Nordamerika und schließlich Nordafrika kennen. Von dort aus ging es zurück in die Heimat.
Am Ende einer atemberaubenden Reise mit unendlich vielen Eindrücken und Erfahrungen in der Tasche, hatten Doris und Klaus Höhle 57000 Kilometer auf dem Fahrrad zurückgelegt. „Bevor wir losgefahren sind, habe ich mich einfach an das Motto von Udo Jürgens gehalten: ’Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an’.“ Sieben Jahre später kann Klaus Höhle mit Gewissheit sagen: „Wir haben alles richtig gemacht.“
Natürlich weiß auch er, dass nicht alle Menschen im Alter wieder zum Sport zurückfinden – oder überhaupt damit beginnen. Dennoch kann er es jedem nur empfehlen. Es muss ja nicht gleich eine Weltreise mit dem Fahrrad oder ein Triathlon sein. „Ich habe durch den Sport das Glück, gesund zu sein. Und wenn man früher schon Sport gemacht hat, ist es gar nicht so schwer, wieder damit anzufangen.“
Auch wenn er natürlich persönlich befangen ist, empfiehlt er älteren Einsteigern durchaus den Triathlon – man könne ja auch langsam starten: „Als Triathlet sitzt du auf dem Fahrrad, du schwimmst und läufst. Außerdem ist Gymnastik sehr wichtig. Besser geht es eigentlich gar nicht.“
Doris und Klaus Höhle jedenfalls haben ihr Glück gefunden. Auch wenn nach weiteren 10000-Kilometer-Reisen durch die USA und später durch Australien die Lust nach Neuem noch lange nicht vergangen ist. „Die Mongolei steht noch auf unserem Zettel. Und China“, sagt Doris Höhle. Ihr Mann fügt an: „Ich habe noch viele Flöhe im Kopf. Und wenn uns der Kerl da oben machen lässt, dann werden wir noch lange weitermachen.“ Markus Merz
„Es muss auch Spaß machen“
Ein Mediziner gibt Tipps zum Sport im Alter: Laufen, ohne zu schnaufen
AZ: Warum sollten ältere Menschen sporteln?
LEONARD FRAUNBERGER: Lebenslanger Sport oder Bewegung ist entscheidend für die Prävention. Ein Problem im Alter ist, dass wir Muskelverlust haben, wenn wir uns nicht bewegen. Und wenn das Organ Muskel fehlt, sind viele Regulationsmechanismen im Körper beeinträchtigt. Durch Bewegung der Muskulatur kann ich die Gefäße elastischer halten.
Welchen Sport empfehlen Sie denn Senioren?
Ausdauertraining ist gut. Sie sollen nicht die Berge hochrennen, sondern moderates Ausdauertraining absolvieren, bei dem man läuft, ‚ohne zu schnaufen'. Wenn man gemeinsam unterwegs ist und sich locker unterhalten kann, dann ist das genau die richtige Belastungsintensität. Es muss Spaß machen, sonst macht man Sport ungern und weniger oft.Wer allerdings ein Handicap hat, sollte mit einem Arzt sprechen.
Welche Sportarten schlagen Sie vor?
Am besten ist es, sich draußen zu bewegen. Man kann aber auch im Haus aktiv sein. In vielen Altenheimen gibt es Fitnessstudios fürs Kraft- und Ausdauertraining: Stepper, Crosstrainer, schwimmen: So schont man die Gelenke.
Wie steht’s mit Golf?
Hat viel Positives. Wenn man über einen Golfplatz mit 18 Loch läuft, dann ist man drei bis vier Stunden unterwegs. Da ist ein Ausdaueranteil dabei und ein Koordinationsanteil, weil man beim Schlag besondere Technik braucht. Ein Problem ist oft bei Menschen, die spät anfangen, dass sie nicht diese saubere Technik haben. Überlastungen und Verletzungen können die Folge sein.
Wie oft soll man denn im Alter Sport machen? Gut wäre: Dreimal die Woche über 30, besser 60 Minuten. Oder jeden Tag mindestens 10-15 Minuten. Wie teilt man seine Bewegung zwischen Kraft und Ausdauer auf? Ungefähr zwei Drittel der Bewegung sollte im Ausdauerbereich sein und ein Drittel Gymnastik mit einem Kraftanteil. Interview: Agnes Vogt
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