Reif für die Insel
Bislang sieht man nur: Es funktioniert. Prickeln ist was anderes - AZ-Aktuell-Ressortchef Frank Müller über Schwarz-Grün-Gelb im Saarland.
Wie sexy ist Jamaika? Das ist seit gestern endgültig keine Frage mehr für einen erotisch inspirierten karibischen Inselurlaub, sondern eine hochpolitische Geschichte. Im Saarland hat das erste Jamaika-Bündnis der Republik in einem Bundesland weitgehend reibungslos Fahrt aufgenommen. Es gehört zur Ironie des so unübersichtlich gewordenen politischen Farbenspektrums, dass dieser Experimentalkoalition gelang, was der vermeintlich so sicheren großen Koalition in Thüringen verwehrt blieb: In Erfurt gab es einen missratenen Start, der erst im dritten Wahlgang eine Ministerpräsidentin gebar. In Saarbrücken dagegen lief alles planmäßig: Peter Müller erhielt alle Stimmen.
Das beweist fürs erste allerdings nur, dass sich der pikante Dreier ohne große Verwerfungen organisieren lässt. Damit die Sache prickelt, Anziehungskraft und Charme entwickelt, muss noch einiges hinzukommen. Im Saarland wurde das Trio mehr von außen zusammengeschweißt als aus innerer eigener Kraft begründet: Das linke Schreckgespenst Lafontaine und der gemeinsame Wunsch, es der SPD nochmal so richtig zu zeigen, sind bislang die Hauptgrundlage der Koalition von CDU, FDP und Grünen.
Deswegen besteht der Koalitionsvertrag bisher aus herkömmlichem Schwarz-Gelb mit vielen geschluckten grünen Kröten – schließlich waren die Grünen in der Rolle des Königsmachers. Das aber ist noch nicht die Vision, die ein Regierungsbündnis braucht. Dabei könnte es die neue Konstellation durchaus im Kreuz haben, viele Wähler für sich einzunehmen: als wertorientierte, bewahrende, moderne Kraft.
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