Reich und arm in Bayern
München - Wie gut geht’s Bayern? Wie hoch ist der Lebensstandard – und wie gerecht ist das Geld verteilt? Darüber gibt im Freistaat der jährliche Report „Soziale Lage in Bayern“ Auskunft. Der neueste Bericht – für 2013 – ist nun da. Die AZ hat ihn sich angesehen.
Lebensstandard. Gemessen hat der Bericht das so genannte Median-Einkommen – und nicht das Durchschnittseinkommen, denn es wird durch extrem hohe Einkommen einiger weniger verzerrt. Das Median-Einkommen dagegen bildet den Mittelwert ab: Genau die Hälfte der Bürger hat weniger, genau die andere Hälfte der Bürger hat mehr als diese Marke. Dieser mittlere Lebensstandard liegt in Bayern sechs Prozent über dem gesamtdeutschen Wert und drei Prozent über dem westdeutschen. Wäre Bayern ein eigener Staat, käme es beim Median-Einkommen im EU-Vergleich hinter Luxemburg und Österreich auf Platz drei (Deutschland hat Platz sieben).
Gerechtigkeit. Den Bayern geht es also im Schnitt besser als anderen Deutschen: Aber wer steht wie da? Fest steht: Die Schere geht auf. Das wird deutlich, wenn man das ärmste und das reichste Zehntel vergleicht: 2006 hatten die ärmsten zehn Prozent der Bayern 617 Euro monatlich netto, die reichsten zehn Prozent 4089 Euro. Heute sind es 637 beziehungsweise 4304. Der Abstand der beiden Gruppen ist somit von 3472 auf 3667 Euro gewachsen. Hier sehen Sie auf einen Blick, welches Zehntel der Bevölkerung wie viel Geld monatlich netto hat. Dahinter in Klammern die Veränderung in Prozent seit 2006):
Ärmstes Zehntel: 637 Euro (+3,3%)
Zweites Zehntel: 954 Euro (+4,1%)
Drittes Zehntel: 1146 Euro (+4,9%)
Viertes Zehntel: 1318 Euro (+5,8%)
Fünftes Zehntel: 1483 Euro (+6,1%)
Sechstes Zehntel: 1662 Euro (+6,3%)
Siebtes Zehntel: 1876 Euro (+6,7%)
Achtes Zehntel: 2150 Euro (+7,1%)
Neuntes Zehntel: 2585 Euro (+7,1%)
Reichstes Zehntel: 4304 Euro (+5,3%)
Bevölkerungsgruppen. Untersucht wurde auch, welche Gruppen von Bürgern wie stark vom Gesamt-Mittelwert von 1569 Euro im Monat abweichen. Bei den Männern beträgt das Median-Einkommen 1618 Euro, bei den Frauen 1522. Nach Art der Beschäftigung sortiert führen die Beamten mit einem mittleren monatlichen Einkommen von 2164 Euro. Es folgen die Selbstständigen mit 2053 Euro und Pensionäre mit 2029. Angestellte in der privaten Wirtschaft haben 1771 Euro (das heißt, sie stehen sogar in der Erwerbszeit schlechter da als Staatsdiener im Ruhestand). Es folgen Rentner mit 1233, Teilzeiterwerbstätige mit 1185 und als Schlusslicht Arbeitslose mit 768 Euro im Monat. Menschen mit Migrationshintergrund haben im Mittel 1335 Euro pro Monat.
Arbeitsmarkt. Die Wirtschaft in Bayern wächst (2000 bis 2012 um 22,9 Prozent), und zwar schneller als im deutschen Durchschnitt (14,2). Davon hängen geblieben ist ein gutes Viertel in den Taschen der Bürger: Ihr real verfügbares Einkommen stieg in dieser Zeit um 6,0 Prozent. Die Erwerbstätigenquote ist mit 76,2 Prozent die höchste aller Bundesländer. Aber: Die Arbeitswelt wandelt sich. Der Anteil so genannter „atypischer Beschäftigungsformen“ (Leiharbeit, befristete Jobs, Teilzeit, Niedriglohn) ist seit 2001 von 24 auf 37 Prozent gestiegen. In der gleichen Zeit ist der Anteil der Beschäftigten in tarifgebundenen Betrieben von 70 auf 57 Prozent zurückgegangen. Regional gibt es massive Unterschiede: Ein Oberfranke erwirtschaftet im Jahr 29 834 Euro, ein Oberbayer 43 394 – ein Ingolstädter (die Spitzenreiter) sogar 91 514.
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