Pünktlich zu Ostern steigt der Preis

Egal, was auf der Welt passiert, an Karfreitag ist der Spritpreis meist am teuersten. Autofahrerverbände und Politiker protestieren – leider vergeblich.
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München - Schon seltsam: Egal, ob es schneit oder 20 Grad hat, ob Ostern Anfang März oder Ende April ist, ob gerade in Libyen Krieg ist oder Griechenland eine Eurokrise auslöst – zufälligerweise immer exakt zu Gründonnerstag und Karfreitag steigen die Spritpreise, und nach Ostermontag sinken sie wieder: Dies zeigt jetzt sehr hübsch eine Grafik des Autoclubs ACE.

Die Benzinbranche nennt dies puren Zufall: „Die Preise an den Tankstellen bilden sich nicht nach Ostern oder anderen Feiertagen, sondern nach den Einkaufskosten für das Produkt Benzin und Diesel an den Weltmärkten”, so Karin Retzlaff, Sprecherin des Mineralölverbands, zu Vorwürfen, die Branche würde die Preise wegen Ostern in die Höhe treiben. Das aktuelle Preishoch liege allein daran, dass der Preis für Super auf den Weltmärkten seit Mitte März um acht Cent pro Liter gestiegen sei – nur das gebe man weiter.

Und die Spritpreis erreichen in der Tat neue Rekordhöhen: Am Freitag lagen sie bei 1,58 Euro pro Liter Super. Das ist nur noch 0,4 Cent vom Allzeithoch im Juli 2008 entfernt, sagt der ADAC – und verweist darauf, dass der Ölpreis gerade gesunken ist: Von 127 auf 122 Dollar für ein Barrel Rohöl der Sorte Brent im Vergleich zur Vorwoche.

Die Autofahrerclubs halten die seltsamen Preissprünge natürlich für Preistreiberei wegen Ostern – ebenso wie zahlreiche Politiker: „Dass es gerade zu Beginn von Ferienzeiten häufig Preissprünge beim Benzin gibt, ist nicht akzeptabel”, so Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU). Oder Patrick Döring (FPD): „Während der Ölpreis an den Börsen zuletzt unter Druck war, steigen pünktlich zur Reisezeit die Preise an den Zapfsäulen.” Das Kartellamt müsse intensiver prüfen.

Der ACE beklagt aber auch, dass das Politikerlamento ebenso regelmäßig zu Ferienbeginn zu beobachten ist wie die steigenden Preise – unter dem Jahr passiere allerdings nichts. „Wann man fragt, was aus den Forderungen wird, herrscht gähnende Leere, die Ankündigungen hängen alle in den politischen Warteschleifen”, so der Verband. Denkbar wären schärfere Instrumente für die Kartellwächter oder aber wenigstens eine Regelung wie in Österreich, wo nur einmal am Tag (um Punkt 12 Uhr mittags) die Preise erhöht werden dürfen.
ADAC wie ACE verweisen darauf, dass Autofahren ohnehin überproportional teuer geworden ist: Während die allgemeinen Lebenshaltungskosten seit März 2010 nur um 2,1 Prozent gestiegen sind, Benzin aber um 11,2 Prozent.

DIW-Energieexpertin Claudia Kemfert hält die Preissprünge ebenfalls für keinen Zufall – findet das in einer Marktwirtschaft aber völlig normal: steigende Nachfrage (wegen Reisezeit) führe eben zu steigenden Preisen.

 

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