Pro & Kontra: Ist haltbare Milch schlechter?

Pro & Kontra: AZ-Redakteurinnen Verena Duregger und Anja Timmermann über die länger haltbare Frischmilch.
von  Abendzeitung

Pro & Kontra: AZ-Redakteurinnen Verena Duregger und Anja Timmermann über die länger haltbare Frischmilch.

Zwei Frauen, zwei Meinungen

Ich bin ein Kind der Berge, habe den Sommer auf der Alm verbracht, die Kühe gehütet und – wie soll es anders sein – nur frische Milch getrunken. Von Kühen, die einen Namen hatten, etwa Emma, Erna und Paula. Die haben eine unvergleichliche Milch gegeben; sie schmeckt nach den Gräsern, die die Kühe tagsüber auf den Weiden gefressen haben. Und nach Wasser. Für Stadtmenschen klingt das jetzt wahrscheinlich wie die Beschreibung eines fremden Planeten. Denn sie kennen diese Milch gar nicht. Als ich vor knapp drei Jahren nach München gekommen bin, habe ich im Kühlregal nach Frischmilch gefahndet, die nicht länger als drei Tage haltbar ist. Und keine gefunden.

Ich will jetzt gar nicht von zerstörten Vitaminen anfangen. Mir geht es um den Geschmack. Aber der ist den Leuten hier offenbar egal. Sie trinken lieber lang haltbare Pseudo- Frischmilch. Und verlangen dann im Sommer, wenn sie sich auf die Almen verirren, nach einem Glas frisch gemolkener Milch. Darüber kann ich nur lachen.


Ganz bös’ gesagt: Frischmilch ist was für Luxus-Weibchen, die genug Zeit haben, jeden Tag einzukaufen. Ich jedenfalls war begeistert, als die Milch kam, die nicht nach zwei Tagen schlecht wird (oder bei Gewitter noch früher). Und man nicht mehr einen weiteren Morgen seinen Tee oder Kaffee schwarz trinken muss. Geschmacklich steht sie der „Frischmilch“ (die ja auch nicht direkt aus dem Euter in die Regale kommt) in keiner Weise nach. Es ist halt nur der gefühlte Mythos Milch. Aber warum der angeblich zerstört wird, wenn man die Milch kurz erhitzt, erschließt sich mir nicht. Beispiel ganz alte Milch, also Käse: Sicher gibt es Fans von Rohmilch-Produkten. Aber auch viele Gesundheitsbewusste essen ohne jedes Klagen zum Beispiel Emmentaler.

Das Hauptargument der ESL-Gegner: Rund 10 Prozent der Vitamine gingen verloren! Ehrlich gesagt: Statt 100 Prozent Vitamine in saurer Milch doch lieber 90 Prozent in guter. Zur Not nehm ich halt einen Schluck mehr.

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