Privatpatienten lassen die Ärzte-Kassen klingeln

München - Privatpatienten lassen die Ärzte-Kassen klingeln. So ganz unerwartet kommt das nicht. Doch das Statistische Bundesamt hat mit einer Studie untersucht, wie groß der Einnahmen-Unterschied zwischen Kassenpraxen und den Praxen, die viele Privatpatienten behandeln, ist. Fazit: Rund das Doppelte nehmen Ärzte ein, wenn bei ihnen viele Privatpatienten im Wartezimmer sitzen.
Liegt der Anteil der Privatpatienten zwischen 50 und 75 Prozent, dann hatte eine Praxis im Jahr 2011 durchschnittliche Einnahmen von rund 781.000 Euro. Bei Kassenpraxen ohne Privateinnahmen sind es nur 323.000 Euro. Im Schnitt beliefen sich die Einnahmen einer deutschen Arztpraxis auf 486.000 Euro.
Obwohl der Aufwand für Privatpatienten – beispielsweise für Spezialuntersuchungen – höher ist, als bei Kassenpatienten, bleibt für Privatärzte auch ein rund doppelt so hoher Reinertrag. 2011 lag dieser bei Praxen mit Privateinnahmen zwischen 50 bis 75 Prozent bei durchschnittlich 321000 Euro. Ohne Privateinnahmen kamen Praxen dagegen nur auf einen Reinertrag von 163000 Euro. Übrigens: Obwohl viele Ärzte über schrumpfende Einnahmen klagen, ist das Einkommen der niedergelassenen Ärzte in Deutschland in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Zwischen 2007 und 2011 betrug der Zuwachs im Schnitt 17 Prozent. Das hatte das Statistische Bundesamt bereits im Oktober berechnet (AZ berichtete).
Es macht aber finanziell nicht nur einen Unterschied, ob ein Arzt viele Privatpatienten behandelt. Auch die Fachrichtung entscheidet über den Verdienst eines Mediziners. Am wenigsten verdienen Allgemeinmediziner. Ihr Jahreseinkommen lag 2011 nach Abzug der Praxiskosten aber noch mit Abgaben und Steuern bei durchschnittlich 116.000 Euro. Die Bestverdiener sind die Radiologen. Sie kamen auf 264000 Euro. Gleich dahinter kommen die Orthopäden (186.000 Euro) gefolgt von den Augenärzten (170.000 Euro). Kinderärzte liegen mit 124.000 Euro nur auf dem vorletzten Platz.