Preise unter Strom
Frank Müller, der Leiter der AZ-Aktuell-Redaktion über Energie und Wettbewerb.
Auch Menschen, denen die hohen Energiekosten gerade das knappe Budget noch zusätzlich zusammenquetschen, gewinnen den hohen Strom- und Ölpreisen manchmal positive Seiten ab: Ist Energie teuer, fördert das schließlich die Neigung zum Sparen. Und hat es sich nicht für Deutschland sogar zum Wettbewerbsvorteil entwickelt, dass wir früher als andere Länder zum Umstieg auf Öko-Energien gedrängt wurden?
Alles nicht falsch, und trotzdem sieht dieWahrheit anders aus:Was Verbraucher von Öl, Gas und vor allem Strom sich von ihren Zulieferern bieten lassen müssen, ist ein Skandal. So wie kein Gaskunde versteht, warum er ab 1. Januar erst einmal mehr zahlt, nur damit der Gaspreis bald wieder sinkt, so undurchschaubar findet es der Stromkunde, dass seine Rechnung schon wieder steigt – obwohl die Rohstoffe gerade weltweit günstiger werden.
Auf funktionierenden Märkten bildet sich der Preis imWechselspiel von Angebot und Nachfrage. Auf dem deutschen Strommarkt dagegen setzt das Kartell die Preise fest und die Konsumenten folgen mangels Alternative zähneknirschend. Wie einfach dieses Spiel für die Konzerne geht, das zeigt nun eine neue Studie (Bericht Seite 4). Sie sollte Anlass sein für eine ganz einfache Einsicht: Die bisherigen zaghaften Versuche der Bundesregierung,Wettbewerb in den Strommarkt zu bringen, haben nichts gebracht. Also wird es Zeit für einen neuen Anlauf.
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