Preis-Differenzen in der EU: Billig-Oase Deutschland

Große Preis-Differenzen in der EU: Ein Hühnerei schaut in Österreich nicht anders aus als in Deutschland. Es ist aber mehr als doppelt so teuer: Für zehn Stück zahlt man im Nachbarland im Schnitt 3,39 Euro.
MÜNCHEN/BRÜSSEL Ein Hühnerei schaut in Österreich nicht anders aus als in Deutschland. Es ist aber mehr als doppelt so teuer: Für zehn Stück zahlt man im Nachbarland im Schnitt 3,39 Euro. Hierzulande bekommt man sie für 1,59. Oder Mineralwasser: Ein Liter kostet in Portugal durchschnittlich 1,56 Euro. In Deutschland 57 Cent.
Solche Preisunterschiede beim täglichen Einkauf gibt es innerhalb der Europäischen Union zuhauf. Der Europäischen Kommission sind sie ein Dorn im Auge. Brüssel will deshalb künftig die Lebensmittelpreise schärfer kontrollieren – und damit Handel und Lebensmittelindustrie zu Preissenkungen zwingen.
„Die EU hat vor allem große Handels- und Lebensmittelkonzerne im Visier“, so Manfred Schöpe zur AZ, Agrarexperte beim Münchner Ifo-Institut. Sie bestimmten mit ihrer Marktmacht die Preise.
In Deutschland ist der Wettbewerb auf dem Lebensmittelmarkt zwar dennoch hoch. Das hat zuletzt immer wieder zu Preissenkungen bei Lebensmitteln geführt. Anderswo in Europa wird jedoch nicht so hart um die Kunden gekämpft. Daher sind die Preisunterschiede innerhalb der EU zum Teil riesig: So kostet das Pfund Kaffee in Spanien gut drei Euro. Auf Malta sind es fast zehn. Für den Liter Frischmilch zahlt man in Griechenland 1,31 Euro. In Deutschland 72 Cent.
Milch, Käse und Eier kauft man in Deutschland ohnehin recht günstig ein. Die Preise liegen hier um mehr als zehn Prozent unter dem EU-Durchschnitt. Vergleichsweise teuer sind bei uns dagegen Fleisch, Fisch, Obst und Gemüse. Am tiefsten für den Einkauf ihrer Lebensmittel in die Tasche greifen müssen Luxemburger und Isländer und Dänen.
Künftig will die EU die Lebensmittelpreise auf einer Internetseite sammeln und vergleichen. Auch die Mitgliedstaaten sollen solche Seiten einrichten. Außerdem wollen die Brüsseler Wettbewerbshüter großen Handelskonzernen und Verarbeitern auf die Finger schauen. „Unfaire Vertragspraktiken“ müssten beseitigt werden. Im Blick hat Brüssel auch die Milchbauern, die sich mit großen Molkereien über die Preise streiten. Zuletzt haben sich deutsche Bauern und Molkereien auf steigende Preise bei Milch geeinigt. Schon kommende Woche sollen daher Milch, Sahne und Quark teurer werden. aja