Postbank macht Hoffnung auf bessere Zeiten
Frankfurt/Bonn - "Die Postbank wird zum Zentrum des Consumer Bankings innerhalb der Deutsche Bank. Und sie wird weiter gestärkt, zum Beispiel durch die Kooperation mit der Norisbank", sagte der designierte neue Postbank-Chef Frank Strauß bei der Bilanzvorlage das Bonner Konzerns am Mittwoch in Frankfurt.
Im vergangenen Jahr lief das operative Geschäft mit Privat- und Firmenkunden bei der Postbank bestens: Mit rund 1,4 Milliarden Euro vor Steuern wurde in diesem Segment ein Rekord erzielt. Vorstandschef Stefan Jütte erklärte: "Wir stützen uns immer mehr auf unser Kundengeschäft." Auf dieser Grundlage sei das Management "sehr zuversichtlich, auch in den nächsten Jahren wieder nennenswerte Ergebnisse unter dem Strich vorlegen zu können", sagte Jütte.
2011 verdarb die Griechenland-Krise der Postbank, an der die Deutsche Bank rund 94 Prozent hält, die Bilanz. Die Postbank wies zwar noch 111 Millionen Euro Überschuss aus. Das waren jedoch rund 20 Prozent weniger als ein Jahr zuvor (138 Mio Euro). "Wenn Griechenland nicht wäre, hätten wir heute allen Grund, stolz auf das Erreichte zu sein", sagte Jütte. Auf griechische Staatsanleihen schrieb das Institut 632 Millionen Euro ab.
Darüber hinaus schlug der bereits vollzogene Personalabbau mit Rückstellungen in Höhe von 142 Millionen Euro zu Buche. Die Zahl der Postbank-Mitarbeiter wurde in den vergangenen beiden Jahren sozialverträglich um etwa 2000 auf 19 232 zum Jahresende 2011 verringert.
Investitionen in Finanzanlagen sollen nach dem Willen des Vorstandes weiter zurückgefahren werden. Bis 2008 hatte die Postbank einen "deutlichen Einlagenüberschuss", wie Jütte erklärte. Dieses Geld legte das Institut unter anderem in Staatsanleihen der heutigen Euro-Krisenländer an. "Wir werden Finanzanlagegeschäfte natürlich zur Steuerung unserer Liquidität brauchen, aber in deutlich geringerem Umfang als Sie das von uns gewohnt sind", sagte Jütte. Aktuell ist die Postbank vor allem noch in italienischen (3,1 Mrd Euro) und spanischen Bonds (950 Mio Euro) engagiert.
Die 2006 von der Deutschen Bank gekaufte Norisbank soll künftig nur noch als Direktbank über das Internet geführt werden, wie Strauß ausführte. Die Filialkunden der Norisbank sollen dann von der Postbank betreut werden, die etwa 400 Mitarbeiter (Filialleiter und Berater) des Instituts erhalten ein Übernahmeangebot von der Postbank. Die etwa 100 Norisbank-Filialen werden nach und nach geschlossen. "Wir werden die Direktbank unter der Marke Norisbank weiterfahren", sagte Strauß.
Strauß (42), der von der Deutschen Bank zur Postbank kam und dort derzeit Vertriebsvorstand ist, übernimmt den Chefsessel zum 1. Juli von Jütte (65). Im Ringen um Privatkunden formulierte der künftige Postbank-Chef indirekt gleich eine Kampfansage an Sparkassen und Volksbanken: "Unsere zentrale Struktur bietet uns gegenüber dem zersplittert agierenden Wettbewerber einen eindeutigen Vorteil."
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