Porsche verzichtet auf Kredit des Staates
Porsche setzt nicht weiter auf einen Kredit der staatlichen KfW-Bank. Derweil ist der Einstieg des Emirats Katar beim Sportwagenbauer näher gerückt.
Der hoch verschuldete Sportwagenhersteller Porsche bemüht sich nicht weiter um einen Kredit der staatlichen Förderbank KfW. Es werde kein neuer Antrag gestellt, teilte Porsche am Dienstag in Stuttgart mit. Zuvor hatte die Staatsbank den Antrag auf 1,75 Milliarden Euro abgelehnt und es Porsche freigestellt, sich erneut um ein Darlehen zu bewerben.
Von dieser Möglichkeit werde man nicht Gebrauch machen, hieß es von Porsche. Statt dessen würden nun Gespräche über alternative Finanzierungsmöglichkeiten aufgenommen. Mit dem KfW-Kredit sollte eine Finanzierungslücke für das operative Geschäft geschlossen werden. Porsche bemüht sich seit Wochen um einen Kreditrahmen von insgesamt 12,5 Milliarden Euro. Bislang liegen Zusagen über 10,75 Milliarden Euro vor. Der Verzicht auf einen KfW-Kredit habe nichts mit einem möglichen Einstieg des Emirats Katar bei Porsche zu tun, betonte ein Sprecher. Bei dem Antrag an die KfW habe es sich um die Finanzierung des laufenden Betriebs gehandelt, bei den Gesprächen mit Katar gehe es um den Abbau von neun Milliarden Euro Schulden. Diese Summe hatte Porsche vor allem angehäuft, als er mit 51 Prozent die Mehrheit beim Autokonzern Volkswagen übernahm.
Gerangel nervt Investoren
Der Sprecher bekräftigte, dass ein Angebot des Staatsfonds Qatar Investment Authority (QIA) vorliege, «das den Einstieg bei der Porsche Holding SE beschreibt und den Kauf der Optionen auf VW-Aktien». Einen Zeitplan für eine mögliche Einigung, die innerhalb der Eigentümer-Familien Porsche und Piech noch diskutiert werden muss, wollte der Sprecher nicht nennen. Ein möglicher Einstieg des Wüstenstaats bei dem Sportwagenbauer müsste in einer Aufsichtsratssitzung der Porsche-Holding behandelt werden. Von einem Termin für eine Sitzung war zunächst nichts bekannt. In der Porsche-Holding sind der Volkswagenanteil und der des Sportwagenbauers gebündelt. Porsche hat neben den 51 Prozent der VW-Anteile sich durch Optionen den Zugriff auf bis zu weitere 24 Prozent der VW-Aktien gesichert. Einem Bericht des «Handelsblatts» zufolge geht das Gerangel zwischen den Familien dem Emirat allerdings zunehmend auf die Nerven. Katar verlange eine rasche Entscheidung, die überdies einvernehmlich fallen müsse, so das Blatt.
Porsche-Aktien im Plus
Am Montag hatte Porsche einen Vorschlag von Volkswagen zurückgewiesen, der den Kauf von 49-Prozent an Porsche durch die Wolfsburger für drei bis vier Milliarden Euro vorsah. Derzeit läuft ein erbitterter Machtkampf zwischen Porsche und VW, wobei das Gerangel zunehmend chaotisch wird. Am Montag hieß es aus Stuttgart, der VW-Vorschlag sei mit einer Frist bis Ende Juni versehen gewesen, während VW betonte, es gebe kein Ultimatum. Porsche kann nach eigenen Angaben gar nicht auf das Angebot aus Wolfsburg eingehen, weil dann sofort ein Kredit über 10,75 Milliarden Euro fällig würde, den das Unternehmen sich gesichert hatte. In dem Vertrag mit den Banken sei geregelt, dass die Kredit fällig werde, sobald sich die Eigentumsverhältnisse bei Porsche ändern, erklärte ein Sprecher. Die jüngsten Meldungen über einen Einstieg von Katar trieben den Porsche-Aktienkurs nach oben. Die Papiere legten am Dienstag im Verlauf um vier Prozent zu, während der Dax auf Vortagesniveau blieb. Dass die KfW nicht weiter um einen Kredit gebeten werden soll, belastete die Aktie nicht nachhaltig. (nz/dpa/AP)
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