Porsche verkürzt die Arbeitszeit

Der Hersteller produziert mehr. Dadurch „nimmt der Stress der Kolleginnen und Kollegen zu“, sagt der Betriebsratschef.
Susanne Stephan |
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STUTTGART Bei Porsche zu arbeiten, war immer schon der Traum für viele Facharbeiter und Ingenieure. Extra-Zahlungen, der Stolz auf die Premium-Marke, außerdem viele Projekte, die die Gesundheit der Arbeiter mit den Anforderungen des Unternehmens in Einklang bringen sollen. Jetzt senkt der Hersteller außerdem die Wochenarbeitszeit – auf 34 Stunden pro Woche.

Damit toppt Porsche die Forderung der IG Metall aus den 1980er-Jahren. Nach etlichen Streiks setzten die Gewerkschaft in Nordwürttemberg/Nordbaden im Oktober 1995 die 35-Stunden-Woche durch. Weitere Tarifbezirke und Branchen folgten, doch wurde die Uhr später auch wieder zurückgedreht: Bayerns Beamte etwa arbeiten 40 Stunden pro Woche, Ingenieure und ein Teil der Arbeiter bei BMW ebenfalls, Knorr-Bremse führte 2007 sogar die 42-Stunden-Woche ein.

Porsche scheint dies nicht nötig zu haben. Bereits im vergangenen Jahr beschloss der Hersteller, die Wochenarbeitszeit in der Fertigung bei vollem Lohnausgleich zu senken. Gleichzeitig hat der Hersteller mit dem Betriebsrat vereinbart, dass ein größerer Teil der Ingenieure in der Entwicklungsabteilung bei Bedarf 40 Stunden pro Woche arbeiten kann. Früher durften das maximal 18 Prozent.

Wer Kinder oder pflegebedürftige Eltern betreut, kann sich in Absprache mit dem Chef eine Auszeit nehmen, außerdem ist es möglich, die Arbeitszeit für zwei Jahre auf bis zu 20 Stunden pro Woche zu reduzieren. Die Porsche-Mutter Volkswagen macht ebenfalls vor, wie flexibel die Wochenarbeitszeit verteilt werden kann. 1994 stand der Hersteller vor der Wahl, sich von 30000 Beschäftigten zu trennen, oder die Arbeitszeit zu reduzieren. VW wählte die zweite Möglichkeit, und die Mitarbeiter fuhren unterm Strich gut damit: Vorübergehend galt eine 28-Stunden-Woche, doch der Lohn wurde nicht im gleichen Umfang zusammengestrichen wie die Wochenarbeitszeit.

Die aktuelle Arbeitszeitverkürzung bei Porsche geht auf neue Produktionsmethoden zurück, berichtet Betriebsratschef Uwe Hück. „Durch die Produktivitätssteigerung in der Produktion in Zuffenhausen nimmt der Stress meiner Kolleginnen und Kollegen zu“, sagte Hück der „Automobilwoche“. Dafür brauchen wir ein Ventil. Das haben wir mit der Arbeitszeitverkürzung in Zuffenhausen erreicht.“ Vor vier Jahren seien am Tag 142 Autos in Zuffenhausen gefertigt worden, inzwischen seien es mehr als 200 Einheiten. Zwar seien neue Mitarbeiter eingestellt worden, andererseits sei aber auch die Produktivität enorm gestiegen, sagte Hück. Das Thema solle auch für den Standort Leipzig vorangetrieben werden.

Der Hersteller hat sich bereits in den 1990er Jahren mit ausgefeilten Untersuchungen daran gemacht, die gesundheitlichen Belastungen der Arbeit in der Produktion zu minimieren. Jetzt rüstet sich Porsche für eine weitere Verdichtung der Arbeit. Bis 2018 will der Hersteller 200000 Autos verkaufen. 2012 waren es 143000 Pkw.

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