Porsche-Beschäftigte loben Wendelin Wiedeking: „Danke, dass Du da warst!“

Mit einer denkwürdigen Betriebsversammlung bei Porsche in Zuffenhausen geht die Ära Wiedeking endgültig zu Ende.
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Mit einer denkwürdigen Betriebsversammlung bei Porsche in Zuffenhausen geht die Ära Wiedeking endgültig zu Ende.

Es regnet in Strömen, Sturm über Stuttgart. Applaus, Rufe, Blechfanfaren ertönen. „Das Wetter ist unsere gefühlte Lage“, ruft Wendelin Wiedeking in die Menge. Und, richtig, manch einem seiner Zuhörer rollen Tränen über die Wangen. „Ihr macht es mir verdammt schwer!“, sagt der Ex-Porsche Vorstandschef auf der Belegschaftsversammlung zu den Beschäftigten.

Selten haben Autowerker ihren Chef so gefeiert wie gestern in Zuffenhausen. Seit dem Morgengrauen wussten sie, dass der traditionsreiche, hochverschuldete Hersteller zur zehnten Marke im Volkswagen-Verbund degradiert wird. Von drei Uhr nachmittags am Mittwoch bis Donnerstag früh um halb sechs tagte der Porsche-Aufsichtsrat, dann stand fest: Porsche wird mit einer fünf Milliarden Euro schweren Kapitalerhöhung gestützt, aber es muss sich von VW schlucken lassen. Wendelin Wiedeking und sein Finanzchef Holger Härter müssen den Hut nehmen.

"Der Mythos Porsche lebt und wird nie untergehen!"

Eine schlimme Niederlage für die beiden Manager. „Es tut mir in der Seele weh“, sagt Wendelin Wiedeking. Eine schlimme Niederlage auch für Porsche-Aufsichtsratschef Wolfgang Porsche: Sein Cousin Ferdinand Piech, Aufsichtsratschef bei Volkswagen, hat gesiegt. „Der Mythos Porsche lebt und wird nie untergehen“, verkündet Porsche, aber seine tränenerstickte Stimme straft seine Worte Lügen.

Betriebsratschef Uwe Hück ist nicht der Typ für Tränen – er tritt die Flucht nach vorne an und deutet das Zusammengehen mit VW als Sieg. Die Porsche-Aktiengesellschaft, die unter der Porsche-Holding angesiedelt ist, bleibt eigenständig, schreit Hück in die Menge. „Dafür habt ihr 17 Jahre lang gekämpft“, ruft er den Beschäftigten mit sich überschlagender Stimme zu, und: „Danke an die Familie Porsche!“ Mehr als einmal umarmen sich die Manager oben auf der Bühne. Das Wort Danke fällt oft: „Wir sind dankbar, dass ihr unsere Chefs wart!“, sagt Uwe Hück an die Adresse von Wiedeking und Härter, und er schmäht dessen Kritiker. Dass die Medien nach dem waghalsigen und gescheiterten Versuch, VW zu übernehmen, zuletzt mit dem Finger auf Wiedeking zeigten, kommt für Hück einer „öffentlichen Hinrichtung“ gleich.

Davon, dass Wiedeking das Unternehmen in seiner Amtszeit zwar rettete, dann aber fast gegen die Wand fuhr, will jezt niemand etwas wissen. „Wie ein Löwe“, erfahren die Porschianer von Wolfgang Porsche, habe Wiedeking in der Nacht dafür gekämpft, dass die Aktiengesellschaft in ihrer jetzigen Form erhalten bleibe.

Und Wiedeking dankt seinen ehemaligen Weggefährten und dem Betriebsrat die bedingungslose Loyalität: Mit 25 Millionen aus seiner Abfindung werde er Stiftungen für die Beschäftigten an den Porsche-Standorten finanzieren, verkündet er. „Danke, dass du da warst“, sagt Hück noch einmal zum Schluss. Dann endet die Betriebsversammlung – und die Ära Wiedeking. sun

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