Pleiten des Papstes

Benedikt XVI. sitzt in einem klerikalen Kokon: AZ-Redakteur Michael Heinrich über die Afrika-Reise des Papstes
von  Abendzeitung

Benedikt XVI. sitzt in einem klerikalen Kokon: AZ-Redakteur Michael Heinrich über die Afrika-Reise des Papstes

Selbst eingefleischte Münchner Katholiken schütteln den Kopf über Pleiten, Pech und Pannen, die der Papst, „ihr“ Benedikt XVI., derzeit abliefert. Was läuft im Vatikan aus dem Ruder? Wie konnte es passieren, dass die katholische Kirche in wenigen Monaten einen unvorstellbaren Imageverlust erlitt? 43 Prozent in Frankreich, einem sehr katholischen Land, fordern gar seinen Rücktritt. Doch das hat sich das Oberhaupt der Katholiken selbst zuzuschreiben.

Bei der unseligen Anerkennung der Pius-Bruderschaft und vor allem des Holocaust-Leugners Williamson glaubte man schon, schlimmer könne es nicht mehr kommen.

Doch wenn der Papst in Afrika, in dem Millionen von Menschen an Aids sterben, sagt, dass die Verteilung von Kondomen das Problem noch verstärken werde, dann dokumentiert er, dass er inzwischen ein greiser, weltferner Bewohner eines Elfenbeinturmes ist.

In diesem klerikalen Kokon mag es funktionieren, dass Treue und eine „Humanisierung der Sexualität“ den Teufelskreis der Epidemie durchbrechen – nicht aber in der Realität der afrikanischen Lebensumstände. Dort hilft nur – wenn überhaupt – Aufklärung und die massenhafte Verteilung von Kondomen.

Unselig auch, dass der Papst das kirchliche Abtreibungsverbot bekräftigte – selbst in Fällen, in denen das Leben der Schwangeren in Gefahr ist. Dass er dies hinterher seinen Sprecher ein bisschen zurechtrücken ließ, spricht nicht für die Souveränität des Pannen-Papstes.

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