Pilotenstreik bei der Lufthansa: Süßer Übergang
Die Lufthansa will den Vorruhestand der Piloten nicht finanzieren. Der AZ Vize-Chefredakteur Georg Thanscheidt über den Streik der Lufthansa-Piloten.
Ich habe in den nächsten Wochen keinen Lufthansa-Flug gebucht und ich halte das Streikrecht für ein demokratisches Grundrecht. Trotzdem löst der Ausstand der Kranich-Piloten bei mir Kopfschütteln aus. Warum? Weil die Piloten nun gegen die Konsequenzen eines Rechts streiken, das sie sich selbst erstritten haben.
2007 klagten drei ihrer Piloten gegen die starre Altersgrenze – mit 60 Jahren war fürs Cockpitpersonal damals Schluss. Die Herren der Lüfte witterten Altersdiskriminierung und bekamen 2011 vor dem Europäischen Gerichtshof Recht – eine starre Altersgrenze im Cockpit sei „keine für den Schutz der öffentlichen Sicherheit und der Gesundheit notwendige Maßnahme“.
Sprich: Wenn Fliesenleger bis zum Rentenalter durchhalten sollen, ist das auch Piloten zuzumuten. Natürlich nur bei entsprechender gesundheitlicher Eignung – von ihren Fähigkeiten hängt ja nicht nur die Neigung des Badbodens, sondern das Leben Hunderter Passagiere ab.
Dann – so argumentiert die Lufthansa – müsse man den Piloten aber auch nicht mehr den Übergang vom Berufs- ins erzwungene Rentnerleben versüßen. Bisher bekommt ein Ex-Kapitän bis zur gesetzlichen Rente und frühestens ab 55 Jahren vom Konzern 60 Prozent der letzten Bruttobezüge – das sind in der obersten Gehaltsstufe 10000 Euro im Monat.
Es folgt der Ruhestand mit 6400 Euro brutto im Monat. Diese Über(gangs)versorgung hat die Lufthansa nun gekündigt. Ist das Anlass genug, drei Tage den Flugverkehr lahmzulegen?
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