Piëch-Abgang bei VW: Einfluss in Industriekonzernen - die mächtigen Familien-Clans

Ob Werner Siemens oder Ferdinand Porsche: Firmengründer haben ihren Nachkommen viel hinterlassen. Wie steht es nach dem Piëch-Abgang um den Einfluss der Nachfahren auf die Konzerne?
Es war eine Nachricht mit Sprengkraft: Ferdinand Piëch gibt seinen verbliebenen Einfluss auf Volkswagen auf. Der frühere VW-Konzernlenker verkauft einen Großteil seines Aktienpakets an der VW-Dachgesellschaft Porsche SE an Verwandte. Wie sieht es beim Familieneinfluss in den Industrieunternehmen aus? Einige Beispiele:
BMW
Großaktionäre beim bayerischen Autobauer: Stefan Quandt und Susanne Klatten mit ihrer 2015 gestorbenen Mutter Johanna Quandt. Foto: dpa
Hier geht nichts ohne die Zustimmung der Geschwister Stefan Quandt und Susanne Klatten, die 46,7 Prozent der Stammaktien halten. Beide sitzen seit 20 Jahren im BMW-Aufsichtsrat. Streng genommen sind die Eigner bei BMW keine Gründer-Nachfahren, denn die Verbindung zum Autobauer stammt aus den 1950er Jahren. Damals sprang ihr Vater, der Batteriefabrikant Herbert Quandt, der angeschlagenen Firma bei und stieg als Miteigentümer ein.
Bosch
Firmengründer Robert Bosch im Jahr 1941. Foto: Bosch
Die Nachfahren des Gründers sind noch zu sieben Prozent an dem Technologiekonzern Robert Bosch GmbH beteiligt – ihr Einfluss hält sich also in Grenzen. Als Kontrollinstanz das Sagen hat bei dem Konzern die „Robert Bosch Industrietreuhand KG“, die aus Ex-Bosch-Managern, externen Fachleuten und Familienangehörigen besteht. Sie hat 93 Prozent der Stimmrechte.
Schaeffler
Maria-Elisabeth Schaeffler-Thurmann mit Sohn Georg. Foto: dpa
Beim fränkischen Autozulieferer-Konzern Schaeffler haben Mutter und Sohn das Wort: Maria-Elisabeth Schaeffler-Thurmann (75) und ihrem Sohn Georg Friedrich Wilhelm Schaeffler (52) gehört eine Holding, die zu 75,1 Prozent an der Schaeffler AG und zu 46 Prozent am Reifenhersteller Continental beteiligt ist.
Porsche
Ferdinand Piëch (l.) sowie sein Cousin Wolfgang Porsche sind Enkel von Firmengründer Ferdinand Porsche. Foto: dpa
Bei der Finanzholding Porsche SE (PSE) ist der Familienclan Porsche/Piëch am Ruder – alle Stimmrechte gehören den Nachfahren von Ferdinand Porsche. Externes Kapital haben sie sich über Vorzugsaktien geholt, also stimmrechtslose Anteile. Die Finanzholding hält rund 52 Prozent der Stimmrechte an Volkswagen. Ohne die Zustimmung der Familien geht also wenig in Wolfsburg.
In dem Autokonzern an führender Position tätig ist kein Familienmitglied – letzter Vorstandschef aus Reihen des Clans war bis 2002 Ferdinand Piëch, danach war er bis 2015 Aufsichtsratschef.
Der inzwischen 79-Jährige hat nun den Großteil seiner Anteile an der PSE an Verwandte verkauft, auch sein Aufsichtsratsmandat bei der Finanzholding dürfte er in Kürze niederlegen.
Siemens
Werner Siemens um 1850. Foto: dpa
Der Münchner Konzern ist ein Beispiel, wie Familieneinfluss abnimmt und dennoch präsent bleibt. Die etwa 350 Mitglieder der Siemens-Familie sowie Siemens-Stiftungen sind noch mit etwa sechs Prozent am Unternehmen beteiligt.
Mit der Philosophin Nathalie von Siemens ist ein Nachkomme von Firmengründer Werner Siemens im Aufsichtsrat vertreten, ein Familienmitglied auf einem wichtigen Chefsessel mit operativer Verantwortung findet sich nicht. Die Familie stimmt stets geschlossen ab und ist damit eine Stütze für die Chefetage.
Dürr
Ex-Konzern-Chef Heinz Dürr. Foto: dpa
Die Familie hält noch 29 Prozent der Aktien an dem Lackiermaschinen-Hersteller. Ex-Chef Heinz Dürr war einst Bahn-Boss, in einer Nebenfunktion saß er lange an der Spitze des Dürr-Aufsichtsrats. Seine Tochter Alexandra sitzt nun in dem Gremium.