Oskar und die Macht
"Indem sie Klaus Wowereit gezwungen hat, sich beim EU-Vertrag zu enthalten, hat die Linkspartei demonstriert, was sie am besten kann: verhindern und die SPD vorführen." Matthias Maus über die Linke und ihre Frontfigur als Selbstläufer
Besser hätte der Tag vor dem großen Tag nicht ausfallen können für die Linke. Pünktlich vor dem Schaulaufen in Cottbus konnte die Hybrid-Partei eine Kostprobe ihrer neuen Macht geben. Auch wenn es nur ein kleiner Nadelstich war zu einem Thema, das die Welt nicht bewegt. Indem sie Klaus Wowereit gezwungen hat, sich beim EU-Vertrag zu enthalten, hat die Linkspartei demonstriert, was sie am besten kann: verhindern und die SPD vorführen.
Für den Moment mag das genügen. Für die Altstrategen und Neo-Sozis reicht es völlig aus, dagegen zu sein. Gegen die Globalisierung, gegen Stellenabbau, gegen „die Reichen“.Was das Gestalten betrifft, den finanzierbaren Gegenentwurf, oder auch nur die Seriosität der Idee – da lässt man sich noch ein bisschen Zeit.
Der Parteitag möge beschließen
50 Milliarden für ein Investitionsprogramm! Wer soll das bezahlen? Die Reichen. Ah ja. Die Welt kann so einfach sein. Der Tag wird kommen, da reicht die Welle der Sympathie nicht mehr aus, da wollen die Geplagten im linken „Hort der Verzweifelten“ Antworten und Realpolitik. Dazu gibt es Erfahrungen. Der wiedergeborene Oskar, der gerade vor Kraft kaum gehen kann, der von Freund wie Feind als heimlicher Kanzler gefeiert wird, war ja schon mal ganz oben auf der Woge der Begeisterung. Und dann war er dran an den Hebeln der Macht.Was hat er bewegt? Nicht viel. Er ist einfach davongelaufen. Mal sehen, wie lang er diesmal bleibt.
Der Autor ist Chefreporter der Abendzeitung