Opernkräche
AZ-Kulturredakteur Robert Braunmüller über den Rückzug Kent Naganos
Dass es schwierig werden würde, war von Anfang an klar: Die Münchner Opern-Hausgötter Wolfgang Amadeus Mozart, Richard Strauss und Richard Wagner galten nie als Spezialgebiet des Dirigenten Kent Nagano. Bei den im Repertoire unerlässlichen Italienern Verdi oder Puccini blieb der sympathische Kalifornier ein gänzlich unbeschriebenes Blatt. Zum Einstand im Herbst 2006 spiegelte er die Strauss-Oper „Salome“ in Wolfgang Rihms eigens für den Abend komponiertem Einakter „Das Gehege“. Das weckte Hoffnungen auf eine überfällige Auffrischung des Staatsopern-Repertoires durch Werke der klassischen Moderne. Mit Alban Bergs „Wozzeck“ oder zuletzt Poulencs „Dialogen der Karmeliterinnen“ gelang ihm dies auch. Mit den beiden von ihm initiierten Uraufführungen von Unsuk Chins „Alice in Wonderland“ und „Tragödie des Teufels“ von Peter Eötvös hatte Nagano weniger Glück.
Aber eigentlich wollte Nagano immer mehr sein als ein Mann fürs interessante Fach. Im Grunde seines Herzens zog es ihn zu den repräsentativen Generalmusikdirektoren-Chefstücken, die ihm nicht lagen. Insofern ist der Kalifornier auch ein wenig an sich selbst gescheitert. Dass es dem Kunstminister Wolfgang Heubisch nicht gelungen ist, aus der Reibung zwischen dem Generalmusikdirektor und dem Intendanten Nikolaus Bachler produktive Funken zu schlagen, bleibt allerdings kein Glanzstück freistaatlicher Kulturpolitik.