Opel und die Krise – ein Fall für Bob Geldof
FRANKFURT/M. - Der irische Weltretter singt gegen Neoliberale und für deutsche Opfer der Krise – während in Detroit schon die nächste Wende kommt.
Normalerweise geht es um Afrika, das Weltfinanzsystem oder noch Größeres, wenn sich die irische Pop-Ikone Bob Geldof zu Wort meldet. Diesmal ist es anders: In der Frankfurter Commerzbankarena, wo sonst die örtliche Eintracht kickt, singt Geldof für deutsche Opel-Arbeiter und andere mögliche Krisenopfer. 45000 sind im Publikum, viele haben gelbe Opel-T-Shirts an. Die Gewerkschaft IG Metall veranstaltet den Großkampftag – erstmals wählt sie ein Fußballstadion als Forum. Und IG-Metall-Chef Berthold Huber wettert gegen Neoliberalismus und gegen Schwarz-Gelb: „Die FDP gehört vom Platz gestellt.“
Den Opelanern tut die große Solidaraktion im Stadion sichtlich gut. Das können sie auch brauchen. Denn abermals ist nun von einer „Woche der Entscheidung“ die Rede. Am Dienstag und Mittwoch tagt in Detroit der Verwaltungsrat der Noch-Konzernmutter General Motors (GM). Ein weiteres Mal also gibt es für die Opel-Mitarbeiter die nun schon vertraute Mischung aus Hoffen und Bangen: Welcher Investor kann, wenn überhaupt, die Traditionsmarke retten?
Dabei mehren sich aber bereits die Zeichen für eine Wende: GM wolle womöglich Opel gar nicht mehr abgeben, berichtete am Wochenende die „SZ“: Weil das Unternehmen Angst habe, dass Unternehmens-Knowhow nach Russland abwandern könnte. Der bislang von der deutschen Politik als Investor favorisierte österreichische Autozulieferer Magna wird von russischen Unternehmen unterstützt.
Auch aus Italien gibt es Anzeichen für einen Rückzug von GM. Der Autokonzern Fiat habe sich nun endgültig aus dem Bieterwettstreit um Opel verabschiedet: „Der Grund dafür ist, dass General Motors seine deutsche Tochtergesellschaft Opel gar nicht mehr verkaufen will“, zitierte die „FAZ“ eine Quelle aus dem Fiatkonzern. Regierungssprecher Ulrich Wilhelm sagte dagegen, in Berlin gebe es keine solchen Erkenntnisse.
So oder so – die Politik verstärkt den Druck auf GM noch einmal spürbar. Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) sagte, die Opelaner hätten es verdient, dass das Hin und Her endlich zuende gehe. Sein Finanzkollege Peer Steinbrück (SPD) sprach beim G20-Treffen in London gegenüber US-Finanzminister Timothy Geithner Klartext: „Ich habe ihm deutlich gemacht, dass wir großen Wert darauf legen, dass das derzeitige Vakuum mit Entscheidungen gefüllt wird.“
mue