Opel-Übernahme: Lässt Merkel die Franzosen abblitzen?
Déjà-vu für Bundeskanzlerin Angela Merkel: Nach 2009 landet die Zukunft des Autobauers Opel wieder auf ihrem Tisch. Von den Übernahmeplänen wird Bundeskanzlerin Angela Merkel kalt erwischt.
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Doch die CDU-Chefin, die als Autokanzlerin für die wichtigste deutsche Industrie stets ein offenes Ohr hatte, will mitmischen – auch wenn sie früher privat einen Golf fuhr. Was gelingt der Kanzlerin bei Opel?
Die AZ klärt die wichtigsten Fragen im Übernahme-Poker:
Warum denkt General Motors jetzt an einen Verkauf an PSA Peugeot Citroën?
Das ist das große Rätsel. General Motors hatte sich vor acht Jahren dazu entschlossen, den Autobauer selbst zu sanieren. Opel schreibt zwar noch rote Zahlen, hat aber zuletzt Fortschritte gemacht.
Wie könnte ein möglicher Deal aussehen?
Die Konzerne loten verschiedene Möglichkeiten zur Expansion und Kooperation aus. Die beiden Autohersteller arbeiten bereits seit 2012 bei verschiedenen Projekten in Europa zusammen.
Was würde ein Zusammengehen von PSA und Opel bringen?
Branchenexperten sind skeptisch. Die beiden Hersteller haben ein ähnliches Markenportfolio, beide sind vor allem bei Klein- und Mittelklassewagen stark – also im vergleichsweise renditeschwachen Massengeschäft.
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Und sie sind ausschließlich (Opel) oder vorwiegend (PSA) in Europa aktiv. Der europäische Markt gilt aber als weitgehend gesättigt und gleichzeitig hart umkämpft. PSA könnte im Vergleich zu Wettbewerbern wie dem VW-Konzern oder der Renault-Gruppe aber deutlich an Masse zulegen – und dadurch Kosten bei Forschung und Entwicklung sowie beim Einkauf sparen.
Wie würden sich die Marktanteile verschieben?
PSA stiege wohl zum zweitgrößten Autoproduzenten in Europa hinter VW auf. GM-Chefin Barra wirbt in einem Brief an die Opel-Mitarbeiter für einen Verkauf an PSA. Zwar gebe es keine Garantie für eine Einigung, ein Deal würde "die PSA-Gruppe sowie Opel/Vauxhall in die Lage versetzen, ihre Position auf dem sich rasch verändernden europäischen Markt zu verbessern", schreibt die GM-Chefin.
Wie reagiert die Bundesregierung auf den möglichen Verkauf?
Überrascht und wenig erfreut. Oberste Priorität der deutschen Seite sei nun, in dem Verkaufspoker die drei Opel-Standorte zu erhalten, fordert Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD). Zudem müsse das "Headquarter" von Opel in Rüsselsheim bestehen bleiben.
Gibt es schon Fortschritte bei den Verkaufsgesprächen?
Die Spitze von General Motors reiste gestern nach Rüsselsheim. GM-Chefin Mary Barra und der Opel-Aufsichtsratsvorsitzende Dan Ammann trafen sich zu Gesprächen. Ein Opel-Sprecher machte aber keine Angaben zum Inhalt. Einem Bericht des Manager-Magazins zufolge dürfte es um eine neue Elektro-Strategie gegangen sein.
Opel-Chef Karl-Thomas Neumann arbeitet bereits seit Monaten an dem Zukunftsprojekt für den Autohersteller. Der Chef will Opel bis 2030 zu einer reinen Elektromarke umbauen.
Welche Rolle spielt Bundeskanzlerin Angela Merkel?
PSA-Chef Carlos Tavares ist zu Gesprächen mit Merkel und den Gewerkschaften bereit. Bei PSA Peugeot Citroën fuhr Tavares einen harten Sanierungskurs mit Werkschließungen und Jobabbau.
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Zuerst sollen laut Merkel die Fachminister Gespräche mit der französischen Regierung führen. Sie werde dabei aber "über alle Schritte stets im Bilde sein", sagt Regierungssprecher Steffen Seibert.
Was passiert mit den Mitarbeitern?
Nach Einschätzung des Experten Ferdinand Dudenhöffer stehen im Falle einer Übernahme Tausende Jobs auf dem Spiel. Vor allem in Rüsselsheim könnten Einheiten abgebaut werden, weil ihre Aufgaben im Konzern übernommen werden könnten, sagt Dudenhöffer. Mindestens ein Drittel der 15.000 Jobs in Rüsselsheim stünde zur Disposition.
Wie ginge es mit der Opel-Produktion weiter?
Sie würde wohl in den PSA-Autobau eingegliedert. Das lasse sich aus der Mehrmarken-Strategie der PSA mit Peugeot, Citroën und DS ablesen. "Es gibt keine Markenwerke, sondern nur Konzernwerke, in denen alle Markenprodukte gefertigt werden", sagt Dudenhöffer.
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