Opel droht nun eine Hängepartie
RÜSSELSHEIM/MÜNCHEN - Das Ultimatum der US-Regierung an General Motors verschafft der Bundeskanzlerin Aufschub. Sie muss jetzt noch keine Entscheidung über eine Staatsbeteiligung treffen. Für Opel könnte das jedoch ein Nachteil sein. Wie geht es mit dem deutschen Autobauer jetzt weiter? Die AZ beantwortet wichtige Fragen.
Für General Motors (GM) läuft das letzte Ultimatum: Die US-Regierung gibt dem Autobauer 60 Tage Zeit, um ein Sanierungskonzept vorzulegen. In Deutschland bangen die Opel-Beschäftigten derweil weiter um ihre Zukunft. Was bedeutet der harte Kurs der US-Regierung bei GM für die deutsche Tochter? Die AZ beantwortet wichtige Fragen.
Ist Rick Wagoners Rücktritt gut für Opel? Eigentlich sind sich alle einig: Der Abgang des GM-Chefs war überfällig. Und er hilft Opel mehr als er schadet. „Ich habe mich immer gewundert, wie lange sich jemand halten kann, der den Unternehmenswert um 90 Prozent gemindert hat“, äzte Opel-Betriebsratschef Klaus Franz gestern. Er glaubt: Unter dem neuen GM-Chef Fritz Henderson werde man eher eine Lösung für Opel finden. Im Gegensatz zu Wagoner wisse Henderson bestens über Opel bescheid.
„Henderson ist offen für eine Ablösung Opels von GM“, sagte der Gelsenkirchener Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer der AZ. Die Chance, Opel als eigenständige Firma zu retten, sei „weiter riesengroß“.
Was bedeutet das Ultimatum an GM für Opel? Es verschafft der Bundesregierung erstmal Luft bei ihrer Entscheidung über eine Opel-Beteiligung. Solange unklar ist, was die US-Regierung bei GM macht will Kanzlerin Bundeskanzlerin Angela Merkel Opel kein Geld geben. Heute besucht Merkel das Werk in Rüsselsheim. Nordrhein-Westfalens Regierungschef Jürgen Rüttgers meint: Die Kanzlerin werde klar machen „dass eine gute Chance besteht, Opel zu retten.“ Bislang lehnt Merkel einen Staatseinstieg ab.
Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg ließ offen, wann die Regierung über Staatshilfen entscheide. Es sei möglich, dass Berlin die Frist des US-Ultimatums ausnutze, um Lösungen für Opel zu finden.
Experte Dudenhöffer befürchtet eine Hängepartie mit negativen Folgen: „Je länger man mit der Staatsbeteiligung wartet, desto schwieriger wird es, Opel zu retten.“ Derzeit sei Opel in einer guten Position, weil die Abwrackprämie Geld in die Kassen gespült habe. „Das muss man ausnutzen.“
Was passiert, wenn die GM-Sanierung scheitert? Hilft die US-Regierung GM nicht, muss der Konzern wohl Insolvenz anmelden. Für Opel muss das aber nicht schlecht sein. „Es ist vorstellbar, dass die Mutter in die Insolvenz geht und die Tochter überlebt“, meint Experte Dudenhöffer. Bei einer Insolvenz würden für alle Konzernteile Käufer gesucht – auch für Opel. Damit wäre der Weg frei für eine Loslösung GM.
aja