Olympisches Gezänk
2018 steht auf der Kippe, Münchens Traum vor dem Aus. AZ-Sportchef Gunnar Jans über die Peinlichkeiten der Winterspiel-Bewerbung.
Die Erklärung kam per Mail von einem Computer in Moosach, doch von der Diktion her hätte sie auch in China, Nordkorea oder, damals, in der DDR verfasst worden sein können. „Willy Bogner optimistisch für München 2018“, vermeldet die Bewerbergesellschaft für die Winterspiele – was in diesen Tagen so glaubwürdig ist, als wenn sich BP als erster Umweltschützer im Golf von Mexiko positionieren würde. In Wahrheit steht 2018 auf der Kippe – und Münchens Traum, zum zweiten Mal Ausrichter von Olympischen Spielen sein zu dürfen, ein Jahr vor der Entscheidung vor dem Aus.
Willy Bogner weiß das, und er scheint zu resignieren. Dem polyglotten Filmemacher und Designer setzen nicht nur die Landwirte von Oberammergau zu, die für die Streichung des dort geplanten Langlauf-Standorts gesorgt haben. Auch die Grundstücksbesitzer in Garmisch wagen Widerstand und wollen ihr Land nicht so einfach abgeben. Sie fühlen sich von oben herab behandelt, von der Arroganz der Großkopferten ist da die Rede.
Das ist nicht gegen Bogner persönlich gerichtet und doch von seinem Apparat zu verantworten. Die Peinlichkeiten, die auch bei den IOC-Entscheidern registriert werden, ähneln der Bewerbung Berlins für die Sommerspiele 2000; auch der Rückhalt in der Bevölkerung schwindet. Und nun fehlt auch noch das Geld, weshalb Bogner mit Rücktritt gedroht haben soll.
Er sollte das Gesicht der Bewerbung sein, ein Beckenbauer des Wintermärchens. Dass es dazu noch kommt, scheint in diesem Sommer so wahrscheinlich wie Schneefall im Olympiapark.
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