Ölpest im Golf von Mexiko: Die wahre Katastrophe
Die Folgen für Mensch und Natur werden erst in Jahren beseitigt sein. Dennoch lässt sich BP dafür feiern, dass sie das Loch gestopft haben. AZ-Redakteur Michael Heinrich, über die Spätfolgen der Ölpest und die wahre Katastrophe dahinter.
Nach der Katastrophe ist vor der Katastrophe. Es ist den Menschen und der Natur am Golf vonMexiko zu wünschen, dass BP jetzt tatsächlich das Bohrloch in 1500 Meter Meerestiefe versiegelt hat. Letzte Gewissheit gibt es nicht, dazu gab es in den vergangenen dreieinhalb Monaten seit Beginn der Ölpest zu viele Pleiten und Pannen. Aber seien wir optimistisch – obwohl dazu kein Anlass besteht.
Für den Mineralölkonzern beginnt bald das große Abrechnen. Viele Milliarden für die Arbeiten am defekten Bohrloch, viele Millionen an Entschädigungen für die betroffenen Anrainer der verseuchten Küsten und die Fischer, viele Milliarden an Strafgeldern, die die US-Regierung von BP verlangen wird: Das kann den Multi in den Ruin treiben. Die übernahmebereite Konkurrenz scharrt schon mit den Hufen. Nach dem Motto „Selbst schuld“ braucht uns das aber nicht zu kümmern.
Sorgenmuss man sich dagegen um die Natur am Golf vonMexiko machen. Die Küsten werden noch auf Jahre hinaus ölverkrustet bleiben, auch wenn ihre Reinigung nach dem Stoppen der Ölflut nun intensiviert werden dürfte. Vom Tourismus und von Fischfang abhängige Menschen werden ebenso lange ihre Existenzgrundlage verlieren.
Aber die wahre Katastrophe ist unsichtbar. Auf einer Fläche von der Größe Rumäniens sind die Tiefen des Golfes verseucht mit einer todbringenden Melange aus Öl und Chemikalien. Die wird BP nicht bekämpfen können. Michael Heinrich
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