Öl-Prinz baut Mega-City für 500 Milliarden Dollar

Saudi-Arabien setzt auf Hightech: Am Roten Meer soll eine futuristische Wirtschafts-Metropole entstehen. Die Pläne.
von  rom
Der saudi-arabische Kronprinz Mohammed bin Salman mit dem früheren Geschäftsführer von Alcoa und Arconic Inc, Klaus-Christian Kleinfeld.
Der saudi-arabische Kronprinz Mohammed bin Salman mit dem früheren Geschäftsführer von Alcoa und Arconic Inc, Klaus-Christian Kleinfeld.

Riad - Saudi-Arabien hat ein Image-Problem und zunehmend auch eins mit der vom Öl abhängigen Wirtschaft. Ein neues Mega-Projekt soll's richten: die riesige Hightech-Metropole "Neom" für 500 Milliarden US-Dollar.

Die Vision des Kronprinzen Mohammed bin Salman im Überblick:

Was heißt "Neom"? Das Wort, das "Nium" gesprochen wird, setzt sich aus dem Englischen "new" (neu) und dem Anfangsbuchstaben von Mustaqbal zusammen. Das arabische Wort steht für Zukunft.

Wo soll die Mega-Stadt entstehen? Im Nordwesten des Landes in direkter Nähe der Ägyptischen Sinai-Halbinsel und Jordanien. Das Gebiet ist umgeben von bis zu 2500 Meter hohen Bergen und dem Roten Meer. Dort ist es laut Projektbeschreibung im Schnitt zehn Grad kühler als in der Umgebung, weil Winde vom Roten Meer für Abkühlung sorgen.

Welche Dimension schwebt dem Monarchen vor? Das Gebiet von "Neom" soll mehr als 26 500 Quadratkilometern umfassen - das ist größer als die Fläche von Mecklenburg-Vorpommern.

Warum braucht es "Neom"? Das Projekt gehört zum saudi-arabischen Wirtschaftsumbau "Vision 2030", mit dem neue Wirtschaftsfelder angesichts knapper Rohstoffe und niedrigen Ölpreise erschlossen werden sollen. Mit der Förderung von etwa Biotechnologie soll die Ökonomie des Landes damit breiter aufgestellt werden und unabhängiger vom Öl machen.

Ex-Siemens-Chef Kleinfeld soll Geschäftsführer werden

Wie stellt sich Saudi-Arabien sein Fantasialand vor? Alle Dienstleistungen sollen automatisch ablaufen. So soll es etwa keine Supermärkte geben, sondern die Einkäufe direkt nach Hause geliefert werden. Energie soll ausschließlich durch Wind und Sonne gewonnen werden. Neben eigenen Steuersätzen und Gesetzen - Alkohol soll verboten sein - schwebt dem Kronprinzen auch eine riesige Brücke über das Rote Meer nach Ägypten vor, die Asien und Afrika verbinden soll.

Was kostet "Neom" - und wer zahlt's? Das Budget ist mit 425 Milliarden Euro in etwa so hoch wie das Bruttoinlandsprodukt von Polen. Finanzieren will es Saudi-Arabien mit Staatsfonds und Investoren - auch aus dem Ausland.

Was hat der Deutsche Klaus Kleinfeld mit dem Projekt zu tun? Der frühere Siemens-Chef soll Geschäftsführer werden. Der Top-Manager hatte zuletzt den US-Metallkonzern Arconic geführt und war dort über einen Streit mit Investoren gestürzt. Auf der Podiumsdiskussion, bei dem "Neom" kürzlich vorgestellt wurde, sagte Kleinfeld, er denke über das Projekt weniger als Stadt, sondern als viele Dörfer und Gemeinschaften, die zusammen "einen Haufen Geld verdienen" könnten.

Der saudi-arabische Kronprinz Mohammed bin Salman mit dem früheren Geschäftsführer von Alcoa und Arconic Inc, Klaus-Christian Kleinfeld.
Der saudi-arabische Kronprinz Mohammed bin Salman mit dem früheren Geschäftsführer von Alcoa und Arconic Inc, Klaus-Christian Kleinfeld.
Der saudi-arabische Kronprinz Mohammed bin Salman mit dem früheren Geschäftsführer von Alcoa und Arconic Inc, Klaus-Christian Kleinfeld. Foto: dpa

Bis wann soll die Metropole stehen? Die erste Bauphase soll 2025 abgeschlossen sein. Bislang gibt es allerdings nur Pläne und Werbevideos.

Was könnte für Ärger sorgen? Für Zorn im Nachbarland Ägypten könnten die auf einem Satellitenbild eingezeichneten Grenzen der neuen Stadt führen. Diese beinhalten auch die zwischen den beiden Ländern umstrittenen Inseln Tiran und Sanafir.

Die ägyptische Regierung hatte im April 2016 ein Abkommen mit Saudi-Arabien unterzeichnet, das die beiden unbewohnten Inseln im Golf von Akaba unter Kontrolle der Golfmonarchie stellen sollte. Das löste wütende Proteste in der Bevölkerung aus.

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